Antikörper sind unverzichtbare Bausteine des Lebens. Sie werden vom Immunsystem gebildet, um eindringende Schadstoffe wie Viren, Bakterien oder Giftstoffe zu bekämpfen, bevor diese Schaden anrichten können. Antikörper spielen aber auch in der Medizin eine immer wichtigere Rolle. Insbesondere bei der Entwicklung neuer Medikamente nehmen Antikörper häufig eine Schlüsselrolle ein. Einer der Top-Akteure auf diesem Gebiet ist das deutsche Biotech-Unternehmen Morphosys. DER AKTIONÄR hat sich mit dem Finanzvorstand Jens Holstein insbesondere über die Entwicklungen bei den vielversprechenden Projekten MOR208 und MOR106 unterhalten.
DER AKTIONÄR: Herr Holstein, wie liegen Sie im Zeitplan bei MOR208?
Jens Holstein: Mit der bisherigen Entwicklung von MOR208 sind wir sehr zufrieden. Stand heute planen wir, aktualisierte Daten aus der laufenden L-MIND-Studie für MOR208 in Kombination mit Lenalidomid, Handelsname Revlimid, vorzustellen. Darin erproben wir unseren Antikörper bei Patienten, die an einer sehr aggressiven Form von Blutkrebs (DLBCL) erkrankt sind und für die es derzeit nur sehr begrenzte Therapieoptionen gibt. Dieses Datenpaket wird noch nicht final sein, aber Ergebnisse zu allen 81 Patienten aus der Studie enthalten. Gleichzeitig wollen wir mit den ersten Vorbereitungen für die Einreichung der Zulassungsunterlagen bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA beginnen. Die Einreichung ist gegenwärtig für Ende 2019 geplant. Wenn alles gutgeht, könnte MOR208 im Jahr 2020 zugelassen werden. Kürzlich haben wir eine amerikanische Niederlassung gegründet. Denn wir planen, MOR208 selber bis zur Zulassung zu entwickeln und im Anschluss auch die Vermarktung in den USA zu übernehmen.
Können Anleger hier demnächst mit Neuigkeiten rechnen?
Interessant wird die ASH-Konferenz Anfang Dezember im kalifornischen San Diego. Dort wollen wir neue Ergebnisse zu MOR208 und MOR202 vorstellen.
Welche Fortschritte konnten Sie bei MOR106 bereits erzielen und was sind die nächsten Etappen bei dem Projekt?
In unserer ersten klinischen Studie konnten wir bereits erste Anzeichen von Wirksamkeit zeigen. Inzwischen haben wir eine Phase-2-Studie gestartet, um verschiedene Dosierungen von MOR106 zu testen und weitere Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Antikörpers zu erhalten. Außerdem wurde eine zusätzliche Phase-1-Studie gestartet, um den Einsatz von MOR106 in Form einer subkutanen Verabreichung vorzubereiten. Langfristig hoffen wir natürlich darauf, dass Novartis den Wirkstoff erfolgreich zur Zulassung bringt und vermarkten wird. Wir sehen bei Neurodermitis einen großen medizinischen Bedarf für neue Antikörper-basierte Therapien und ein enormes Marktpotenzial.
Vielen Dank für das Interview.
Hochspannender Jahresendspurt
Bis zum Jahresende stehen bei Morphosys also noch wichtige Daten auf der Agenda. Kann das Unternehmen hier überzeugen, dürfte die Aktie schnell wieder Fahrt aufnehmen. Nach der jüngsten Korrektur können nun auch Neueinsteiger beim hochinteressanten Biotech-Titel zugreifen. Ein positives charttechnisches Signal würde allerdings erst der Sprung über die 200-Tage-Linie bei gut 90 Euro bringen.
Auszug aus dem Artikel "Kleine Alleskönner, große Chance" aus der AKTIONÄR-Ausgabe 41/2018, die Sie hier herunterladen können.