Nach dem die Gerüchte dementiert wurden, dass VW bei Tesla mit 30 Milliarden Dollar einsteigt, bleibt Apple weiterhin ein heiß diskutierter möglicher Kandidat für einen Einstieg bei Tesla.
Der langjährige Apple-Analyst Gene Munster argumentiert, dass der iPhone-Hersteller von einer Beteiligung an Tesla profitieren würde. Doch zugleich bleibt er hinsichtlich einer Übernahme skeptisch. Munsters Begeisterung teilt auch Rob Cihra, ein Analyst von Guggenheim Securities. Was sind die Argumente?
Eine Win-Win-Situation
Das Wichtigste zuerst: Apple hat über 100 Milliarden Dollar Cash, während das Barvermögen bei Tesla immer knapper wird. Darüber hinaus haben die Tech-Riesen einiges gemeinsam. „Beide Unternehmen teilen eine Leidenschaft für Hardware-Design und Software“, so Munster.
Der Analyst erklärt, eine Übernahme wäre eine Win-Win-Situation. Eine volle Übernahme ist dabei nicht nötig. Schon eine Kapitalbeteiligung in der Höhe von zehn Milliarden Dollar würde reichen. Dabei könnte Tesla ihre Liquiditätsprobleme lösen und den Privatgang realisieren. Apple würde hingegen in die Spitze des autonomen Fahrens rücken.
Doch eine Studie, die Navigant Research am Anfang des Jahres publizierte, zeigt ein anderes Bild. Die Analysten haben bewertet, wie Unternehmen bei der Entwicklung der Technik für autonome Autos vorankommen. Überraschenderweise stehen Apple sowie Tesla nicht auf den vorderen Rängen. An der Spitze rangiert der amerikanische Konzern GM.
Ein Auto von Apple wahrscheinlich
Ein weiterer Bulle ist der Guggenheim-Analyst Rob Cihra. In einem CNBC-Interview sagte er, dass sich Apple für die Automobilindustrie mehr interessiert, als man generell glaube: „Es ist wahrscheinlich, dass Apple in der Zukunft ein Auto auf den Markt bringt“. Seine Prognose erklärt er mit der enormen Marktkapitalisierung von Apple. Der iPhone-Hersteller nähert sich einem Umsatz in der Höhe von 300 Milliarden Dollar. Damit so ein Gigant weiterhin wachsen kann, brauche man neue und riesige Märkte, so Cihra.
Ganz von vorne anzufangen und Tesla aufzuholen wäre aber enorm aufwendig. Es ist sinnvoller das zu kaufen, was Tesla über die Jahre bereits gut gemacht hat, erklärt der Analyst.
Zwei unterschiedliche Welten
So gut wie es klingt, wird wohl keine Tesla-Übernahme durch Apple stattfinden. Selbst Gene Munster versteckt seine Skepsis nicht. Beide Unternehmen sind „Single-Product-Visionäre“, erwähnt der Analyst. Legt man die Probleme von Tesla einmal zur Seite, machen beide Unternehmen zwar hochwertige Produkte. Doch eine Zusammenarbeit könnte kontraproduktiv sein: „Wenn man zwei einzigartige Unternehmenskulturen zusammenschließt, dann muss man sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben“, teilte Munster mit.
Darüber hinaus ist Apple bereits unglaublich stark – auch ohne Tesla. Wie in der vergangenen Ausgabe des AKTIONÄR (35/18) geschrieben wurde, wächst das Service-Segment rasant und neue Mac-Produkte treiben die Aktie immer weiter nach oben. Tesla kämpft hingegen mit Qualitätsproblemen und Produktionsverzögerungen.
Nicht zuletzt ist es unwahrscheinlich, dass Musk Teile seiner operativen Kontrolle abgeben wird. Ähnlich wird Apple nicht zehn Milliarden Dollar ausgeben, um dafür stimmrechtslose Aktien zu erhalten. Eine Einigung zwischen den beiden Tech-Riesen bleibt daher schwierig: Keine zwingend schlechte Nachricht für Apple, denn Tesla ist für die Zukunft des Tech-Riesen kein wesentlicher Erfolgsfaktor.