Es geht wieder um: das Übernahmefieber. Derzeit vergeht kaum eine Woche ohne eine größere Übernahme eines börsennotierten Unternehmens. Auch die DAX-Konzerne greifen beherzt zu. Merck, SAP und Siemens haben über 25 Milliarden Euro für Zukäufe investiert.
Die Firmenkassen vieler Konzerne sind prall gefüllt. Angesichts der äußerst niedrigen Zinsen an den Finanzmärkten bringen diese enormen Summen aber kaum Rendite ein. Was liegt da näher, als solche Gelder für Übernahmen einzusetzen? Zudem haben viele Konzerne in den letzten Jahren auf der operativen Ebene kräftig an der Kostenschraube gedreht. Weitere Potenziale zur Ertragssteigerung sind nur durch Übernahmen möglich.
Siemens will den US-Konzern Dresser-Rand im Zuge eines freundlichen Übernahmeangebots übernehmen. Das Angebot betrage 83 Dollar je Aktie in bar und entspreche einem Gesamtwert von rund 7,6 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro). Auf den ersten Blick erscheinen die Transaktionen sinnvoll, wenngleich Dresser-Rand bestimmt nicht zum Schnäppchenpreis eingekauft wurde. Kaeser lässt aber Worten Taten folgen und die Restrukturierung sorgt für Fantasie. Bis zum Jahresende sollte die Aktie deutlich dreistellige Kurse vorweisen können.
Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA will den US-Spezialisten Sigma-Aldrich kaufen – für 17 Milliarden Dollar (13,1 Milliarden Euro). Mit dem Kauf würde einer der führenden Anbieter in der weltweit 130 Milliarden Dollar großen sogenannten Life-Science-Industrie entstehen. Die Börsianer begrüßen den Deal: Die Aktie steigt auf ein neues Rekordhoch. Die Merck-Aktie steigt auf über 74 Euro und notiert damit so hoch wie noch nie zuvor. In den nächsten Tagen wird es zahlreiche Analystenstimmen zu dem Abschluss geben. Das Kursziel des AKTIONÄR lag zuletzt bei 70 Euro. Die Zeit für Gewinnmitnahmen scheint gekommen.
Der Softwarekonzern SAP verstärkt sich mit einer weiteren milliardenschweren Übernahme. Das Unternehmen akquiriert den US-Anbieter Concur für rund 6,5 Milliarden Euro und verstärkt damit einmal mehr den aussichtsreichen Cloud-Bereich. Die Übernahme werde mit Hilfe von Kreditlinien über sieben Milliarden Euro finanziert, die nicht nur den Kaufpreis sondern auch die Rückzahlung von bestehenden Schulden abdecke, teilte SAP am vergangenen Donnerstag mit. Concur selbst werde dabei mit rund 8,3 Milliarden Dollar bewertet. Damit wäre das Unternehmen, das unter anderem Software zur Reisekostenabwicklung anbietet, der teuerste Zukauf in der Firmengeschichte der deutschen Softwareschmiede. SAP zahlt 129 Dollar je Concur-Aktie. Das entspreche einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom 17. September. Die Concur-Aktionäre und die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. Die Übernahme soll spätestens Ende März 2015 abgeschlossen werden.
(Mit Material von dpa-AFX)