Seit der Ankündigung der Übernahme der Pyramid Computer GmbH befindet sich die Aktie der mic AG im Aufwärtstrend. Die ersten Schritte sind bereits umgesetzt, im zweiten Quartal soll das Reverse-IPO abgeschlossen werden. Im laufenden Jahr will Pyramid weiter wachsen. Rückendeckung gibt ein aktueller Millionenauftrag und die geplante Übernahme des Konkurrenten Polygon. DER AKTIONÄR sprach mit mic-CEO Andreas Empl und Pyramid-Geschäftsführer Josef Schneider über die aktuelle Entwicklung und die Aussichten.
DER AKTIONÄR: Herr Empl, die Pyramid Computer, die im Zuge eines Reverse-IPOs in die mic AG eingebracht werden soll, hat einen Millionenauftrag gemeldet. Welche Bedeutung hat diese Order für Pyramid?
Andreas Empl: Diese Order ist eine Bestätigung der marktführenden Position der Pyramid. Einer der führenden europäischen Konzerne im Lebensmitteleinzelhandel hat sich mit einem Großauftrag für eine neue Generation der AKHET Store-Server der Pyramid entschieden. In einer Zeit, die geprägt ist von der Covid-Pandemie, zeigt diese millionenschwere Order von IT-Infrastruktur klar den Weg in Richtung Digitalisierung. Der Auftrag ist verteilt über drei Jahre und untermauert den Geschäftsplan der Pyramid Computer GmbH. Durch die intelligente Fertigungsorganisation bei Pyramid erwarten wir bereits für das Jahr 2021 ein Umsatzvolumen im mittleren einstelligen Millionenbereich aus dieser Order.
Und wie bewerten Sie diese Order aus Sicht der mic AG?
Empl: Der Großauftrag untermauert nicht nur die Planung für das Jahr 2021 und die Aussichten für die Folgejahre, er bestätigt vor allem die Idee hinter unserer im Markt sehr gut aufgenommenen Pyramid-Transaktion. Ein wichtiges Asset der Pyramid sind die langjährig gewachsenen, vertrauensvollen Beziehungen zu weltweit führenden Unternehmen in ihrer jeweiligen Branche. Wir freuen uns ganz besonders, dass sich dieser Kunde früher als erwartet entschieden hat, die Zusammenarbeit mit der Pyramid langfristig fortzusetzen.
Herr Schneider, was kann man sich unter der Produktlinie AKHET vorstellen? Und wo kommen Store-Server zum Einsatz?
Josef Schneider: Unter dieser Marke stellen wir auf die jeweiligen Belange der Kunden zugeschnittene Serverplattformen her, die den Standardprodukten der internationalen Anbieter in Flexibilität, dauerhafter Komponententreue und Sicherheit überlegen sind. Diese werden dann zum Beispiel im Falle eines Store Servers im Handel vor Ort, am Point-of-Sale, implementiert und sind nicht nur die Basis für das Terminalgeschäft, sondern bieten auch die Möglichkeiten von Firewall, Netzwerk und Hochverfügbarkeit-Anwendungen. Der konkrete Kunde des aktuellen Großauftrags nutzt unsere Spezialserver als zentrale IT-Schaltstelle für seine zahlreichen Filialen in Deutschland und im europäischen Ausland.
Pyramid kann Kompetenzen sowohl im Frontend wie auch im Backend vorweisen. Welche Rolle spielt dies bei der Neukundengewinnung oder bei neuen Aufträgen durch bestehende Kunden?
Schneider: Pyramid ist ein Full-Service Anbieter, der die Bedürfnisse des Kunden genau analysiert und dann maßgeschneiderte Produktlösungen anbietet –übergreifend von der Interaktion mit dem Kunden bis zum Zusammenführen der Datenströme auf zentralen Servern. Die Idee der „Self-Ordering“-Terminals in der weltweit größten Fastfood-Kette belegt klar, dass diese gar nicht mehr wegzudenken wären. Pyramid hat jahrzehntelange Erfahrung in der IT-Infrastruktur, aber auch bei den Abläufen der Zielkunden selbst.
Herr Empl, wie ist der aktuelle Stand des Reverse-IPOs? Welche Hürden gilt es noch zu überwinden?
Empl: Bisher sind alle Planungen aufgegangen, unsere erste Barkapitalerhöhung im November 2020 war mehrfach überzeichnet. Wir liegen exakt im Zeitplan und sind zuversichtlich, dass das Reverse-IPO der Pyramid in die mic AG im zweiten Quartal 2021 vollständig abgeschlossen werden kann. Die letzte Hürde ist die Umsetzung der zweiten Barkapitalerhöhung mit einem Volumen in Höhe von 10,9 Millionen Euro. Zuletzt konnten wir uns eine Akquisitionsfinanzierung mit der UniCredit über 5,0 Millionen Euro und einem Kontokorrentkredit in Höhe von 4,0 Millionen Euro sichern. Wir sind also auf den „letzten Metern“.
Sie sprechen die noch anstehende Barkapitalerhöhung an. Wie groß ist das Interesse auf Investorenseite?
Empl: Das Interesse ist enorm groß. Vom Kapitalmarkt erhalten wir für unsere Entscheidungen ein äußerst positives Feedback, von bestehenden Aktionären und neuen Investoren haben wir schon zusagen in Millionenhöhe. Wir sind also sehr zuversichtlich.
Die Kursziele der Analysten für die mic-Aktie liegen bei 5,10 Euro bis 5,40 Euro. Mit welchen Argumenten wollen Sie neue Investoren für die mic/Pyramid gewinnen?
Empl: Wir befinden uns doch erst am Beginn der Kapitalmarktreise. Durch das öffentliche Angebot und die weitaus noch höhere Visibilität durch gezielte Investor-Relations-Maßnahmen wird die Pyramid ihren Bekanntheitsgrad noch vervielfachen können. Besonders dann, wenn der Buy & Build-Ansatz konsequent weiterverfolgt wird.
Sie sprechen den Buy & Build-Ansatz an. Pyramid hat jetzt ein Term Sheet zur Übernahme der auf automatisierte Kundeninteraktion im Einzelhandel spezialisierten Polygon geschlossen. Was ist für die mic AG wichtiger, dass dieser Deal die Marktstellung der Pyramid verbessern würde oder dass Sie mit der Zollner Elektronik AG einen renommierten Aktionär hinzugewinnen würden?
Empl: Ganz klar beides. Einerseits stellt Polygon mit seinem technologischen Know-how und seinem renommierten Kundenkreis, zu denen namhafte Unternehmen wie MIGROS, dm, DHL und REWE gehören, eine ideale Verstärkung für die Pyramid dar. Die Produktpalette ergänzt sich perfekt, gemeinsam könnten Pyramid und Polygon als Marktführer für die automatisierte Kundeninteraktion im Lebensmitteleinzelhandel der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) noch dominanter am Markt auftreten. Andererseits ist es ein starkes Zeichen, dass mit dem Polygon-Gesellschafter Zollner Elektronik AG der größte deutsche EMS-Dienstleister (Elektronic Manufacturing Services) mehr als 80 Prozent seiner Polygon-Anteile in mic-Aktien tauschen will – und das zu einem Kurs von 3,50 Euro je mic-Aktie. Dies bestärkt uns in unserer Strategie.
Herr Schneider, kommen wir zurück auf das operative Geschäft der Pyramid. Wie schlägt sich die Firma abgesehen vom aktuellen Großauftrag im Corona-Umfeld?
Schneider: Im Corona-Umfeld konnten wir von der Digitalisierung zum Beispiel im Lebensmitteleinzelhandel partizipieren. Obwohl Kunden aus anderen Sektoren und stationäre Anwendungsbereiche vom Lockdown betroffen waren, lief das Jahr 2020 für Pyramid sogar besser als erwartet. Der Nettogewinn aus 2020 in Höhe von 3,1 Millionen Euro steht bereits der mic AG zu. Herausforderungen stellen sicherlich auch die Disruption in den Lieferketten und der Logistik dar. Wir haben in 2020 jedoch unsere Resilienz im Corona-Umfeld bewiesen und gehen die Themen 2021 mit voller Energie an.
Sie erwarten auch positive Impulse durch die „gesteigerte Wahrnehmung der Pyramid als börsennotiertes Unternehmen“. Wie könnten diese aussehen?
Schneider: Dies Aussage bezieht sich auf Kunden und Talente. Für die Finanzierung von neuen Großprojekten bei Kunden steht in Zukunft nicht mehr eine Einzelperson, sondern der Kapitalmarkt. Damit ist eine neue Basis geschaffen. Aufgrund unseres Wachstums gibt es zudem neue Perspektiven für Top-Talente.
Wo sehen Sie mittelfristig die größten Wachstumsperspektiven?
Empl: Im anorganischen Bereich, wie „Buy & Build“. Das heißt in Zukäufen von relevanten Firmen im Umfeld der Pyramid Computer GmbH. Pyramid ist ein Krisengewinner und kann nun auf „Einkaufstour“ gehen. Neben Polygon gibt es weitere substanzielle „Targets“, die interessiert sind, sich der Pyramid-Familie anzuschließen. Lassen Sie sich positiv überraschen.
Die Neubewertung läuft. Gelingt auch der letzte Schritt des Reverse-IPOs, wird aus der Beteiligungsgesellschaft mic AG die operativ tätige Pyramid. In diesem Fall ist das Erreichen der Analystenkursziele bis Jahresende durchaus realistisch. Und mit weiteren Zukäufen wie im Fall Polygon könnte die Gesellschaft zügig in die Größenordnung von 100 Millionen Euro Umsatz vorstoßen. Dann müssten auch die Analysten unter Umständen noch einmal nachbessern. Risikobewusste Anleger können den Small Cap ihrem Depot daher beimischen. Wie immer gilt: Limitiert ordern!