Aller Anfang ist schwer an der Börse – das gilt sowohl für Profis als auch für Amateure. Exklusiv für den AKTIONÄR erinnert sich Max Otte, Fondsmanager und Bestsellerautor, an seine erste Aktie.
Mein Vater, der Berufsschullehrer und Kommunalpolitiker war, interessierte sich als einer der wenigen in der damaligen Zeit für die Börse. Er kaufte in den 70ern ein paar Aktien, unter anderem Volkswagen. Mein Vater starb sehr früh, an Weihnachten 1983, mit 55 Jahren. Ich war damals 18. Die VW-Aktien vererbte er mir, damals notierten sie bei 10,30 D-Mark. Das Depot bekam ich allerdings erst 1985 übertragen. Ich verkaufte VW im Sommer desselben Jahres für circa 15 DM. Das Geld investierte ich in andere Aktien, unter anderem in Telefónica. Diese Aktie lief damals ziemlich gut, schließlich stand der EU-Beitritt Spaniens unmittelbar bevor.
Telefónica hat sich nicht schlecht entwickelt, trotzdem hätte ich mal besser VW behalten sollen. Mit ihr hätte ich bis heute eine durchschnittliche Rendite von knapp 8,2 Prozent erreicht – inklusive Dividenden wären es elf Prozent gewesen. Mein Kapital von damals umgerechnet 750 Euro wäre auf 23.500 Euro gestiegen – eine Ver-31-fachung!
Sei’s drum, viel wichtiger ist, dass damals die Basis für meine Börsenleidenschaft gelegt wurde. 1986 machte ich in den USA meinen ersten Kurs in Bilanzanalyse, aber erst 1995 interessierte ich mich für das systematische Investieren mit Kennzahlen. Ganz rund und ausgereift wurde mein Investmentansatz 2007.