In den Konflikten des 21. Jahrhunderts spielen Rohstoffe eine große Rolle. In der Arktis streiten sich die Anrainerstaaten um die dort vermuteten Rohstoffvorkommen. China überrennt Afrika. Die Aufteilung der letzten Ressourcen hat längst begonnen. Ohne Europa.
Der Boom der Weltwirtschaft wird besonders stark durch die dynamische Entwicklung der Schwellenländer angetrieben. "Dort wächst auch die Bevölkerung besonders schnell und das treibt die Nachfrage nach Rohstoffen zusätzlich an. Und damit der Einfluss derjenigen, welche sie besitzen. Rohstoffe werden immer knapper, teurer und deshalb begehrter. Im Wettlauf um die letzten großen Ressourcen verändern sich die geopolitischen Machtverhältnisse.Denn viele Schwellenländer sind extrem erfolgreich auf der Jagd nach Bodenschätzen. Besonders seit die USA durch ihre selbstverursachte Finanzkrise abgelenkt ist und Europa mit in den Strudel gezogen hat. Die Strategien der Schwellen-Staaten variieren zwar mitunter, aber die Methoden sind die gleichen. Es wird gezahlt, gedroht und politischer Druck ausgeübt. Neben dem effizienteren Abbau eigener Bodenschätze, werden durch den Zukauf ausländischer Rohstoffproduzenten oder der Aufkauf ganzer Kontinente, die eigenen Machtansprüche unterstrichen und langfristig gesichert", sagt Oliver Roth von Oddo Seydler.
Russland und Indien
Die Rohstoffpolitik Russlands ist hauptsächlich auf die Neuerschließung eigener Ressourcen ausgerichtet. "Russland greift derzeit entschlossen nach den Rohstoffvorkommen der Arktis, wo das ewige Eis langsam aber sicher seine Ressourcen frei gibt. Eigentlich als wertvoller Lebensraum geschützt, werden nun in der Arktis durch die Dauerschmelze Begehrlichkeiten geweckt. Russland droht auch offen mit Waffengewalt, falls jemand die russischen Ansprüche in Frage stellen sollte. Die Anrainerstaaten streiten sich bereits seit vielen Jahren über die jeweiligen Ansprüche auf die potentiellen Bodenschätze des Nordpols. Die USA, Kanada, Norwegen, Dänemark und andere bieten den Russen Paroli. Die Militärpräsenz wird deshalb ständig erhöht. Ausgang offen", sagt Roth.
"Indien ist zwar derart reich an Metall- und Chemierohstoffe, dass es mehr oder weniger als Selbstversorger in diesem Bereich gilt. In Energierohstoffen sind sie dagegen stark von Importen abhängig. Eigene Erdöl-, Erdgas- und Braunkohlevorkommen decken nur ein Drittel des Energieverbrauchs ab. Deshalb sind die Inder zunehmend auf der Suche nach lukrativen Quellen um den steigenden Bedarf des Landes nach Energie zu decken. Durch Zukäufe von Rohstoffquellen versucht man den Bedarf zu decken", ergänzt der Kapitalmarktexperte von Oddo Seydler.
China
China verfolgt seine Rohstoffsicherung seit Jahren am aggressivsten. "Seit dem Beginn des Wirtschaftsbooms (2001) wird der Rohstoff-Appetit der Chinesen jedes Jahr größer. So positiv die wirtschaftliche Dynamik Chinas für die Weltwirtschaft ist, so besorgniserregend ist der politische Machtzuwachs den das „Land des Lächelns“ damit gewinnt. Zur Erinnerung: China ist immer noch ein totalitärer Staat mit einem Ein Parteien-System der die Menschenrechte nur bedingt gelten lässt. China ist nicht in der Lage den riesigen Rohstoffbedarf selbst zu decken. Durch fehlendes „Know How“ ist der eigene Abbau der Ressourcen noch zu ineffizient. Darin ist man noch technisch vom Westen abhängig. Was fehlt wird also gekauft. So wird freudig auf Welt - Shopping Tour gegangen. Ohne ausreichende Fossile Brennstoffe gibt es kein Wachstum, so die Maxime. Aber auch Nahrungsmittel gehören zu den Rohstoffquellen, welche man zu nutzen gedenkt. Der Fischfang ist für China wie die Anrainer überlebenswichtig. Auch deshalb ist der wiederentflammte Streit im Ostchinesischen Meer um eine unbewohnte Inselgruppe auch bezeichnend für die Dringlichkeit in diesen Fragen", sagt Roth
Wer zu spät kommt…!
"Das Rennen um die zur Neige gehenden fossilen Rohstoffe ist in vollem Gange. Es fehlen die Namen westlicher Staaten. Offensichtlich waren besonders die Europäer zu lange mit sich selbstbeschäftigt. Finanzkrise und Staatsverschuldung lassen grüßen. Die Verschiebung der geostrategischen Koordinatenlage hat bereits begonnen. Einen weiteren Ausbau des Vorsprungs darf Europa der Konkurrenz nicht gewähren. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", lautet das Fazit von Oliver Roth.
Oliver Roth ist Kapitalmarktstratege bei Oddo Seydler und Buchautor.