An der Börse treten oft die Kleinen gegen die Großen an – in einer riesigen massenpsychologischen Arena. Die Anleger versuchen verzweifelt, ständig die Hochs und Tiefs in einem Markt zu erwischen, ein nahezu aussichtsloser Kampf. Um aus diesem Kampf vielleicht doch als Sieger vom Platz zu gehen, lohnt sich ein genauer Blick auf Kursverläufe und die dahinterstehenden Volumina.
Rückblick: Auf welcher Seite standen Sie nach dem äußerst schwachen Dezember 2018? Immerhin war der Handelsstreit nicht gelöst, der Brexit drohte, zu einem Scherbenhaufen zu werden und die Konjunkturdaten enthielten immer mehr Hinweise auf einen Abschwung.„Es war richtig, long zu gehen. Ein Indiz dafür war die vermeintliche Kapitulation der Bären am 21. Dezember, an dem fast fünf Milliarden Aktien aus dem S&P 500 Index den Besitzer wechselten. Damit war das gehandelte Volumen an diesem Tag fast anderthalbmal so hoch wie der Durchschnitt der vergangenen Wochen. Kurz vor Weihnachten hatte also wirklich jeder verkauft, der verkaufen wollte. Zu solchen Zeitpunkten haben Märkte einfach nur noch die Möglichkeit, zu steigen – auch wenn die breite Masse der Anleger keine Lust mehr auf Aktien hat. Es ist am Anfang immer die kleine Minderheit, die sich aufgrund von Signalen von dem, was gerade passiert ist, nicht beeindrucken lässt und dann erst recht kauft“, sagt Jochen Stanzl von CMC Markets.
Munition verschossen
Interessanterweise kam es am 21. September 2018 zu einem ähnlich hohen Volumen, das gut doppelt so hoch wie der Durchschnitt war. „An diesem Tag erreichte der S&P 500 Index sein Allzeithoch bei 2940,91 Punkten. Der Index schloss nach einem so genannten Aufwärtsgap, einer Kurslücke zu Beginn des Handels, genau dort, wo er den Handelstag zuvor auch schon beendet hatte. Wohl nur die Allerwenigsten konnten sich dessen gewahr werden, was sich an der Börse zusammenbraute. Ein Hoch war gefunden – jeder, der kaufen wollte, hatte an diesem Tag seine Munition verschossen. Auf der anderen Seite aber begann eine kleine Minderheit an Anlegern aufgrund dieses Volumen-Signals, sich gegen die scheinbare Übermacht an Käufern zu stellen und short zu gehen. Achten Sie an solchen Tagen immer auf das Volumen! Denn auch wenn institutionelle Anleger und große Banken gut darin sind, mit den Märkten Katz und Maus zu spielen, können Sie eines nur begrenzt tun: ihren Fußabdruck in Form eines hohen Volumens zu verbergen. Und wenn die Großen einen neuralgischen Punkt im Markt erkennen und alle gemeinsam anfangen, ihre Positionen zu drehen, sollten Sie sich nicht dagegen stellen – im Gegenteil, dann heißt es mitschwimmen, auch wenn es sich merkwürdig anfühlt“, sagt Stanzl.
Technische Analyse ist wichtig
An der Börse geht es für den Privatanleger darum, die neuralgischen Punkte im Markt zu finden, an denen die Profis aktiv werden. „Was schwierig klingt, ist in Wirklichkeit nicht so komplex. Man muss eigentlich nichts anderes tun als grundlegende technische Analyse anzuwenden und erst dann aktiv werden, wenn an den entsprechenden Kursmarken auch wirklich ein überdurchschnittlich hohes Volumen zustande gekommen ist“, so das Fazit von Jochen Stanzl von CMC Markets.