Ein Flug nach New York: 95.000 Euro. Eine Festschrift für den Mentor: 180.000 Euro. Ein paar Hubschrauberflüge zur Arbeit: 74.217 Euro. Einfach frei sein: unbezahlbar. Niemand anders dürfte die Wahrheit hinter diesem etwas modifizierten Slogan einer Kreditkartenfirma derzeit stärker am eigenen Leib spüren als Thomas Middelhoff. Drei Jahre Gefängnis wegen 500.000 Euro bekam der Ex-Arcandor-Chef.
Für viele ein gerechtes Urteil, weil Aspekte, die wohlgemerkt nicht Gegenstand der Verhandlung waren, vielleicht auch von den Richtern mitberücksichtigt wurden. Sozusagen als Quittung für uferlose Arroganz, Gier, Überheblichkeit, Milliarden an vernichtetem Kapital und den Verlust unzähliger Arbeitsplätze.
Trotzdem muss man die Frage stellen, ob bei der Rechtsprechung die Verhältnisse stimmen, wenn man die 500.000 Euro Schaden in Relation zu Arcandors Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro setzt. Ein fatales Signal für Manager im Allgemeinen, die angesichts solcher Prozessrisiken zu Hasenfüßen mutieren und dank TV-Beiträgen wie im NDR als „Typen, die wir zum Kotzen finden“ im öffentlichen Ansehen zum Abschaum der Gesellschaft degradiert werden.
Wegen ein paar Hubschrauberflügen steht die Managerzunft in Deutschland beim Strafmaß auf gleicher Stufe wie Kinderschänder. Gerichte wie jüngst in Hamm setzen Pädophile auf freien Fuß, obwohl die Ärzte die „Rückfallgefahr als nicht ausreichend gebannt“ ansahen. Das Recht der Täter auf Freiheit wiegt mehr als der notwendige Schutz der Opfer. Wenn man bedenkt, dass laut Forschern der Berliner Charité 80 Prozent der pädophilen Männer rückfällig werden, ist das für jeden mit normalem Rechtsempfinden eine Farce. Wo finden in den Gerichtssälen die für immer traumatisierten, um Leben und Zukunft beraubten Kinder Berücksichtigung? Was wiegt eine zerstörte Kinderseele in Relation zu 500.000 Euro?
Es soll hier beileibe keine Lanze für Thomas Middelhoff gebrochen werden. Es geht vielmehr um die Signalwirkung, die von der Allmacht der Justiz ausgeht. „Manager rein, Pädophile raus“ ist der falsche Weg. Tickende Zeitbomben in der Nähe unserer Kinder will selbstverständlich niemand haben. Hasenfüßige Manager aber auch nicht.