Bisher war überwiegend von Zins- und Inflationssorgen die Rede. Nun hat die Furcht vor einer Rezession die Aktienmärkte zu Wochenbeginn massiv auf Talfahrt geschickt. Und die Geschichte hat gezeigt, dass sich die Verluste beschleunigen könnten, wenn es dann noch zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommt, so die RBC-Bank.
Konkret untersuchte das Wall-Street-Unternehmen Rezessionen in den USA sowie die Marktentwicklung seit den 1930er Jahren. Das Analyse-Ergebnis: Der marktbreite S&P-500-Index ist in diesen (wirtschaftlichen) Abschwung-Phasen – vom Höchststand bis zum Tiefststand – durchschnittlich 32 Prozent gefallen. Laut RBC dauerte der Rückschlag des Aktienindexes im Durchschnitt 381 Tage.
Der S&P 500 fiel am Montag um 3,2 Prozent (MEZ: 20:00 Uhr und damit zwei Stunden vor US-Handelsschluss)) auf 3.778 Punkte und erreichte ein neues Jahrestief. Damit liegt der Index nun etwa 21 Prozent unter seinem Rekordwert und befindet sich wieder im Bereich eines Bärenmarktes, nachdem er vor etwa drei Wochen (20. Mai) kurzzeitig (intraday) auf diesem Niveau stand.
Ausgelöst wurde der starke Rückgang durch einen unerwartet starken Inflationsbericht, der stärke Zinssorgen verursachte. Einige Analysten rechnen im Juli gar mit einem Zins-Schritt in Höhe von 75 Basispunkten. Hintergrund: Der US-Verbraucherpreisindex kletterte im vergangenen Monat um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und verzeichnete damit den stärksten Anstieg seit Dezember 1981.
"Nach der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex am Freitag haben die Befürchtungen, dass die Fed die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte, wieder stark zugenommen", so Lori Calvasina, Leiterin der US-Aktienstrategie bei RBC, in einer Mitteilung. Die RBC sieht ein Abwärtspotenzial für den S&P 500 auf etwas mehr als 3.200 Punkte, was einem Rückgang von 32 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von Anfang Januar entspricht. Das Ausmaß des zu erwartenden Abverkaufs entspräche dem durchschnittlichen (errechneten) Rezessionsabschwung, so RBC.
"Es ist erwähnenswert, dass der Pandemie-Einbruch Anfang 2022 bei 34Prozent lag, was uns zu der Annahme veranlasst, dass dies ein vernünftiger Ausgangspunkt ist, um darüber nachzudenken, wie tief der S&P 500 dieses Mal in einer Rezession sinken könnte", so Calvasina.
Auch wenn es noch weitere zehn Prozent abwärts gehen könnte, sollten Anleger in einigen ausgewählten Werten erste Positionen aufbauen. Denn: Nach den großen Verlusten in den vergangenen Monaten dürfte bereits Negatives in den Kursen enthalten sein. Zudem reichen - mit Blick auf die Vergangenheit - oftmals wenige gute Nachrichten, dass sich die Stimmung an den Märkten dreht. Welche Titel DER AKTIONÄR aktuell empfiehlt , sei es als Neu-Empfehlung oder Bestands-Empfehlung, lesen Sie in unserer neuesten Ausgabe (25/2022), die Sie am morgigen Dienstag bequem ab 22:00 Uhr als PDF herunterladen können.