Zuletzt kam es in Frankreich und Österreich zu massiven Angriffen gegen das Bargeld. DER AKTIONÄR erklärt, welche M-Payment-Aktien jetzt profitieren.
Der berühmte russische Dichter Fjodor Dostojewski schrieb einmal mit Bezug auf das Bargeld: „Geld ist geprägte Freiheit.“ Aus der Logik eines Überwachungsstaates heraus muss das Bargeld jedoch zwingend abgeschafft werden. Denn der Planwirtschaft wohnt zwingend die Tendenz zur Beseitigung der Freiheit inne. Der springende Punkt: Da Bargeld anonym ist, kann nicht mehr kontrolliert werden, wer was handelt und was kauft. Bargeld ist daher in den Augen eines planwirtschaftlichen Überwachungsstaates ein Ausdruck von Widerstandswillen und zivilem Ungehorsam.
Kein Wunder also, dass die Bemühungen, das Bargeld bis aufs Blut zu bekämpfen, zuletzt stark zugenommen haben. Damit ist die bargeldlose Gesellschaft in vielen Ländern in greifbare Nähe gerückt. Wie zum Beispiel in Österreich. Als in unserem Nachbarland jetzt Details zur neuen Steuerreform 2015 verkündet wurden, trauten die Bürger ihren Ohren nicht. So beinhaltet die Reform für alle Bareinkäufe eine Belegpflicht. Konkret: Künftig muss jeder Österreicher für jeden Barkauf einen Beleg vorweisen. Dabei umfasst die Belegpflicht ausdrücklich auch alltägliche Anschaffungen wie Brötchen- oder Kuchenkäufe.
Aber auch in Frankreich wird das Bargeld kriminalisiert. Dort wird es ab September 2015 nur noch möglich sein, Barzahlungen in Höhe von bis zu 1.000 Euro vorzunehmen. Laut offizieller Aussage will Frankreichs Regierung auf diese Weise den Terrorismus bekämpfen. Finanzminister Michel Sapin wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Personen, die in der Redaktion von Charlie Hebdo 17 Menschen töteten, teilweise mit Bargeld finanziert worden seien.
In Griechenland soll die Verwendung von Bargeld im Rahmen neuer Steuerregeln ebenfalls weiter drastisch eingeschränkt werden. So ist die Einführung einer Bargeldobergrenze von 70 Euro für 23 Ägais-Inseln geplant. Diese sind insbesondere bei Touristen sehr beliebt.
Die wiederholten Herabsenkungen von Bargeldgrenzen sind als Vorläufer für eine Abschaffung des Bargeldes zu sehen. Die Novellierung der Geldwäscherichtlinie ermöglicht unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung ebenfalls eine Kriminalisierung des Bargelds. Wie der aktionär mehrfach vorausgesagt hat, ist das mobile Bezahlen via Handy (Mobile Payment, Kurzform M-Payment) eine weitere wichtige Triebfeder für den Bargeld-Tod. Nach der Erneuerung der Kassenterminals der US-amerikanischen Einzelhändler sind diese dem europäischen NFC-System jetzt angeglichen. Mit NFC (Kurzform von Near-Field-Communication) ist der kontaktlose Austausch von Daten per Funktechnik möglich. Auf diese Weise wird die von langer Hand vorbereitete Handygeldbörse Realität. Das Thema M-Payment bleibt damit heiß, da das globale Volumen der mobilen Bezahltransaktionen von 235 Milliarden Dollar im Jahr 2013 über 431 Milliarden Dollar in 2015 auf 721 Milliarden Dollar im Jahr 2017 anziehen sollte. Kein Wunder also, dass sich die vom AKTIONÄR in Ausgabe 04/2014 und 38/2014 empfohlenen M-Payment-Aktien nach wie vor wesentlich besser als der Gesamtmarkt entwickeln.
Visa: Milliarden-Zukauf beflügelt
Spannend bleibt es beim Kreditkartenkönig Visa. So bereitet der US-Konzern derzeit die Übernahme von Visa Europe vor. Visa könnte 15 bis 20 Milliarden Dollar für seine ehemalige Tochter auf den Tisch legen. Nach Auffassung des AKTIONÄR würde dieser Zukauf sehr sinnvoll sein.
Großes Interesse an Ebay-Tochter
Aus charttechnischer Sicht überaus stark präsentiert sich derzeit auch Ebay. Die Tochter Paypal hat mit 152 Millionen Kunden immer noch die weltweit führende Position im bargeldlosen Zahlungsverkehr inne. Paypal konnte im vergangenen Jahr das abgewickelte Zahlungsverkehrsvolumen um 26 Prozent auf 203 Milliarden Dollar und den Umsatz um 19 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar steigern. Colin Sebastian vom Analystenhaus R. W. Baird hat bereits im letzten Jahr vorgerechnet, dass allein Paypal einen Wert von 40 Milliarden Dollar besitzt. Neuere Schätzungen kommen sogar auf über 50 Milliarden Dollar.
Auf Drängen des Großaktionärs Carl Icahn hat sich Ebay dazu entschlossen, demnächst eine Abspaltung von Paypal vorzunehmen. Ein Börsengang und späterer Weiterverkauf des Kronjuwels würde dem US-Konzern einen reichen Geldsegen bescheren. So geht an den US-Kapitalmärkten derzeit das Gerücht um, dass Google starkes Kaufinteresse habe, da sich der Bezahldienst Google Wallet bisher nicht am Markt durchsetzen konnte. Die chinesische Alibaba dürfte ebenfalls interessiert sein, da mit einem Paypal-Aufkauf der Einstieg in den boomenden US-Markt gelingen würde. Ein weiterer Faktor, der für Ebay spricht: Der legendäre Finanzmagnat George Soros hat zuletzt seine Long-Position auf Ebay verdreifacht!
GFT: Erfolgreich dank Big-Data-Boom
Auf der Überholspur bleibt auch der AKTIONÄR-Dauerbrenner GFT Technologies. Die Schwaben wurden erst am 23. März 2015 in den TecDAX aufgenommen. Der IT-Dienstleister profitiert stark vom Trend zu bargeldlosen Bezahllösungen. So hat GFT die elektronische Geldbörse revolutioniert. Die Gesellschaft entwickelt für Banken sichere IT-Lösungen für Onlinebanking und mobile Beratungsdienste. So ermöglicht das Banking-Produkt „a-touch“ einen interaktiven Dialog via iPad.
Zusätzlich profitiert die Firma von der Regelungswut in der Finanzbranche. Aufgrund neuer Vorschriften müssen die Geldhäuser enorme Datenmengen erfassen und aufbereiten, um sie an die Aufsichten zu melden. Bei den in diesem Zusammenhang benötigten Big-Data-Lösungen kommt wiederum GFT Technologies ins Spiel.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.