Die Zahlen, die LVMH gestern Abend vorgelegt hat, waren einen Tick besser als erwartet. Dennoch sind die erfolgsverwöhnten Anleger mit Blick auf das heutige Kursminus nicht ganz zufrieden. Die Analysten bleiben allerdings beim Luxus-Giganten auf der Käuferseite – genauso wie DER AKTIONÄR.
LVMH verbesserte seine Umsätze im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf etwas mehr als 21 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft - also ohne Währungs- und Übernahmeeffekte betrug das Umsatzplus 17 Prozent, womit sich die Entwicklung aus dem ersten Quartal fortsetzte. Analysten hatten mit einem schwächeren Wachstum gerechnet. Vor allem die Geschäfte mit Leder und Schmuck liefen im abgelaufenen Quartal wieder gut, Wein und Spirituosen waren hingegen weniger gefragt.
Mit Ausnahme der USA legten alle Regionen beim Umsatz zu. Das Geschäft in Asien lief mit über einem Drittel Wachstum besonders gut. Die schwächere Nachfrage in den Vereinigten Staaten führte Finanzchef Jean-Jacques Guiony vor allem auf Kunden in kleineren Städten zurück, die seiner Aussagen nach wegen der schleppenden Konjunktur weniger für Luxusprodukte der Einstiegsklasse ausgaben.
Guiony sieht zudem eine Normalisierung der Nachfrage nach Luxusgütern insgesamt. Anders als 2021 und 2022 gebe es momentan weltweit keine so starken Nachholeffekte mehr, sagte der Manager. Die exzessive Kauflaune der Menschen normalisiere sich. Auf die zweite Jahreshälfte blickt Konzernchef Arnault insgesamt mit Zuversicht und Optimismus. Gleichzeitig müsse man beim aktuellen wirtschaftlichen Umfeld wachsam sein.
Die Analysten sehen die Zahlen jedenfalls positiv. Die US-Bank JPMorgan etwa hat die Einstufung für LVMH nach Quartalszahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 900 Euro belassen. Die Resultate seien insgesamt solide ausgefallen, schrieb Analystin Chiara Battistini in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Gewinnkennziffern des Luxusgüterkonzerns hätten die Erwartungen aber leicht verfehlt.
Die Schweizer Großbank UBS hat das Kursziel für LVMH minimal von 979 auf 970 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Buy" belassen. Der Halbjahresbericht des Luxuskonzerns sei zum Realitätscheck geworden, schrieb Analystin Zuzanna Pusz in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Entwicklung im zweiten Quartal sei solide gewesen, aber das Wachstum normalisiere sich.
LVMH hat gute Zahlen vorgelegt. Klar, hat der ein oder andere Investor noch einen Tick mehr erwartet. Dennoch: Der Luxus-Gigant ist absoluter Marktführer mit sehr hoher Preissetzungsmacht. Die Aktie ist nach dem jüngsten Kursrücksetzer mit einem 2024er-KGV von 23 moderat bewertet – die Peers liegen nämlich bei 27. Und: Die langfristigen Aussichten für den Luxusgütermarkt sind top. Je nach Konjunkturentwicklung rechnet etwa die Unternehmensberatung Bain mit einem jährlichen globalen Wachstum zwischen fünf und zwölf Prozent. Investierte Anleger sollten auf jeden Fall dabeibleiben. Mutige kaufen im Bereich von 800 Euro nach beziehungsweise steigen ein.
(Mit Material von dpa-AFX)