Lufthansa fliegt allmählich aus dem Tal der Tränen heraus. Das signalisieren die Q1-Zahlen, die allerdings unter dem Strich nach wie vor rot sind (DER AKTIONÄR berichtete). Am Dienstag findet die Hauptversammlung statt. Und Unternehmenschef Carsten Spohr würde die Krise am liebsten für beendet erklären, denn die Lufthansa muss dringend Geld verdienen.
Der MDAX-Konzern muss nicht nur Gewinne erwirtschaften, um den Schuldenberg in Höhe von 16,7 Milliarden Euro (Ende 2021) abzutragen. Es muss auch Geld in die Kasse kommen, um dringend notwendige Zukunftsinvestitionen vorzunehmen. Bis 2025 will Spohr nämlich jährlich 2,5 Milliarden Euro für neue Flugzeuge ausgeben. Insgesamt sollen 125 Maschinen bis dahin die Flotte sukzessive erneuern, auch mit Blick auf die EU-Emissions-Regeln, die geringere Werte vorsehen.
Ohne neue Schulden geht das allerdings nur, wenn das Unternehmen einen positiven freien Cash-Flow erzielt. 2021 gelang das jedoch nicht. Die Airline verzeichnete vielmehr Abflüsse in Höhe von 855 Millionen Euro. Die Lufthansa musste 2021 also das im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau (2019: 3,7 Milliarden Euro) deutlich verringerte Investitionsvolumen von 1,3 Milliarden Euro durch Kredite finanzieren.
Auch für eine Dividende ist derzeit kein Spielraum. Für das Geschäftsjahr 2021 wollen Vorstand und Aufsichtsrat vorschlagen, darauf zu verzichten. Die Airline erklärte jüngst, dass die Dividendenzahlungen bis zur Beendigung der Stabilisierungsmaßnahmen ausgeschlossen sind. Die letzte Dividende floss 2018 und betrug 80 Cent je Aktie.
Die Aktie notiert am Montag im Vorfeld der HV leicht im Minus bei 6,90 Euro.
Große Überraschungen werden für die morgige Hauptversammlung nicht erwartet. Spannend wird aber sein, ob Unternehmenschef Carsten Spohr in Sachen Prognose, die er bisher nicht gewagt hat, zumindest etwas präziser wird. DER AKTIONÄR bleibt weiter bei seiner Einschätzung, dass die Aktie trotz der aufgehellten Perspektiven aufgrund des hart umkämpften Marktes und der Altlasten derzeit nur eine Halteposition ist. Wer investiert ist, sollte den Stopp auf 5,50 Euro setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Lufthansa.