Der vom deutschen Branchenprimus Lufthansa angepeilte Kauf der Air-Berlin-Tochter Niki wird nicht vollzogen. Der DAX-Konzern hat sein Angebot zurückgezogen, da die EU-Wettbewerbshüter signalisiert hatten, die Übernahme nicht zu genehmigen. Sollten Anleger diesen Schritt zum Anlass nehmen, um Gewinne mitzunehmen?
Eher nicht. Denn die Reaktion der Marktteilnehmer zeigt, dass die jüngste Entwicklung keine Überraschung ist. Die Kartellwächter konnten diesen Deal einfach nicht durchwinken, das Monopol der Lufthansa-Gruppe auf einigen Strecken wäre zu klar gewesen. Die Lufthansa-Aktie legte im gestrigen Handel sogar zu, denn der DAX-Konzern hat durch den gescheiterten Deal nicht nur Nachteile.
Bessere Chancen auf andere Teile
So zitiert die WirtschaftsWoche einen Lufthansa-Manager mit den Worten: „Mit Niki wären wir vor allem im hart umkämpften Ferienmarkt gewachsen. Doch da sind wir dank Eurowings in Deutschland ohnehin die Nummer eins und verdienen verhältnismäßig wenig Geld.“ Nun steigen die Chancen, dass die Lufthansa bei anderen Teilen von Air Berlin zum Zuge kommt, die für den DAX-Konzern womöglich noch lukrativer sind: „Und die bringen was fürs Kerngeschäft: Linienflüge mit gut zahlenden Geschäftsreisenden.“
Geld gespart
Darüber hinaus spart sich die Lufthansa zum einen den Kaufpreis von 200 Millionen Euro. Zum anderen auch die Verlust aus dem fortlaufenden Betrieb von monatlich gut zehn Millionen Euro, da der Ferienflieger Niki vor allem in den Wintermonaten natürlich deutlich weniger verdient als im Sommer.
Aktie bleibt attraktiv
Dass die Lufthansa Niki nicht retten kann beziehungsweise darf, ist natürlich sehr schade für die rund 1.000 Niki-Mitarbeiter (und wohl auch für den Steuerzahler, da das KfW-Darlehen für Air Berlin damit womöglich nicht vollständig zurückgezahlt werden kann). Die Lufthansa kann die wenig überraschende Entwicklung aber durchaus gut verdauen. Die Marktmacht der Kranich-Airline bleibt hoch, die Aussichten gut und die Bewertung mit einem 2018er-KGV von gerade einmal 7 niedrig. Anleger sollten daher weiterhin an Bord bleiben (Stopp: 23,60 Euro).