Die französich-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM ist in schwere Turbulenzen geraten. Nach einer schweren Niederlage im Tarifkonflikt hat Konzernchef Jean-Marc Janaillac seinen Rücktritt angekündigt. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sieht die Fluglinie sogar in ihrer Existenz bedroht. Der Aktienkurs stürzt am Montag ab, die Notierungen der Konkurrenten ziehen an.
"13 Streiktage und mehr als zwei Monate Konflikt haben Air France geschwächt", sagte Janaillac. "Das ist eine enorme Verschwendung, die unsere Konkurrenten nur freuen kann (...)." Der 65-Jährige hatte seine berufliche Zukunft mit dem Ergebnis der Abstimmung über den jüngsten Gehaltsvorschlag verknüpft. Die Mitarbeiter sprachen sich mehrheitlich gegen den jüngsten Gehaltsvorschlag des Managements aus.
Ausweg aus der Krise gesucht
Die Gewerkschaften haben zu erneuten Ausständen aufgerufen. Die Pariser Regierung appellierte an "das Verantwortungsgefühl aller, um es dem Unternehmen zu erlauben, seine Entwicklung fortzusetzen". Finanzminister Bruno Le Maire sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender BFM: "Wenn Air France sich nicht anstrengt, wettbewerbsfähiger zu werden und auf das gleiche Niveau wie die Lufthansa und andere Fluggesellschaften zu kommen, wird Air France verschwinden." Der französische Staat ist mit gut 14 Prozent an Air France-KLM beteiligt. Es sei nun am Verwaltungsrat, die Bedingungen für einen Ausweg aus der Krise zu definieren. Das Gremium tritt am Mittwoch zusammen, dort will Janaillac dann seinen Rücktritt einreichen.
Im vergangenen Jahr hatte der Lufthansa-Konkurrent sich eigentlich berappelt. Doch dann belasteten mehrere Piloten-Ausstände die Geschäfte. Die Gesellschaft beziffert die bisherigen Kosten des Streiks in Frankreich auf mindestens 300 Millionen Euro - mehr als die Hälfte dessen, was Air France im vergangenen Jahr zum operativen Konzerngewinn beitrug.
Die Aktie von Air France-KLM verlor am Montag-Vormittag zeitweise mehr als 14 Prozent auf 6,98 Euro und damit auf den Stand von Anfang April 2017. Anleger sollten das Treiben derzeit von der Seitenlinie aus beobachten und abwarten.
Auch die Analysten reagierten negativ. So senkte Mainfirst die Aktien von "Neutral" auf "Underperform" und reduzierte das Kursziel 10 auf 6 Euro. Analyst Michael Kuhn von der französischen Bank SocGen halbierte sein Ziel von 12 auf 6 Euro und riet zum Verkauf der Anteilscheine. Die Arbeitnehmer hätten nicht nur den Unternehmenschef zum Rücktritt gezwungen, sondern auch seine Kaufempfehlung obsolet gemacht. Kuhn erwartete nun höhere Kosten und mehr Gegenwind von der Preisseite.
Kampf mit Billigfliegern
Ganz anders läuft es bei der British-Airways-Mutter IAG. Der spanisch-britische Konzern schlägt sich derzeit mit dem norwegischen Billigflieger Norwegian herum, der sich nicht billig von IAG schlucken lassen will. Klassische Airlines wie Lufthansa, British Airways und Air France-KLM kämpfen seit Jahren mit der Konkurrenz von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet. Wie IAG mit Vueling und Level, hat Air France-KLM mit Transavia und Joon eigene Billig-Ableger am Start. Die Aktien der Konkurrenten von Air France-KLM konnten zuletzt teils deutlich zulegen.