Am morgigen Donnerstag legt der Industriegaseriese Linde Zahlen für das erste Quartal vor. Erstmals können die Auswirkungen der Corona-Krise damit quantifiziert werden. DER AKTIONÄR zeigt, womit Anleger zu rechnen haben und auf welche Zahlen es ankommt.
Linde selbst will den um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) 2020 im Jahresvergleich auf 8,00 bis 8,25 US-Dollar steigern. Das ist ein Anstieg um neun bis zwölf Prozent. 2019 hatte die Kenngröße 7,34 Dollar betragen. Zum Gewinnplus sollen unter anderem Synergien aus der Fusion beitragen.
Für das erste Quartal gehen die von Bloomberg befragten Analysten von einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,83 Dollar je Aktie aus. Im Vorjahreszeitraum hatte Linde hier 1,69 Dollar je Aktie ausgewiesen. Die Erlöse werden in Höhe von knapp 6,74 Milliarden Dollar erwartet. Das wäre ein Rückgang von rund zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll um rund 6 Prozent auf 1,276 Milliarden Dollar steigen.
Der Gewinn je Aktie (EPS) dürfte am unteren Ende der vom Industriegaskonzern avisierten Zielspanne landen, schrieb Analyst Rikin Patel von der Privatbank Berenberg in einer jüngsten Studie. Er rechnet mit einer deutlichen Verlangsamung des Handelsvolumens im zweiten Quartal, das Linde durch bessere Geschäfte im Gesundheitswesen und Kosteneinsparungen ausgleichen könne.
Im Fokus steht bei der Zahlenvorlage nach Ansicht von Patel vor allem die Entwicklung in Europa und der Region Amerika. Zudem erwartet er Aussagen vom Linde-Management zum Kosteneinsparprogramm und wie es den weiteren makroökonomischen Gegenwind abmildern will. Aber auch das Gesundheitsgeschäft steht Patel zufolge im Zentrum des Interesses.
Analyst Jeffrey Zekauskas von der US-Bank JPMorgan rechnet wegen der Corona-Pandemie mit deutlichen Rückgängen beim operativen Ergebnis im ersten Quartal in Europa und in der Region Asien-Pazifik. Von Zuwächsen geht er hingegen im Auftaktquartal in Amerika und im Anlagenbau aus. Das zweite Quartal wird seiner Ansicht nach deutlich stärker von den Auswirkungen der Lungenkrankheit betroffen sein.
Linde kommt nicht ungeschoren durch die Corona-Krise. Doch der Konzern zählt auch defensive Branchen wie den Nahrungsmittel- oder den Gesundheitssektor zu seinen Kunden. Das dürfte helfen, besser durch die Pandemie zu kommen als reine Zykliker. Langfristig stimmen die Aussichten ohnehin. Die Aktie bleibt auf der Kaufliste.
Mit Material von dpa-AFX