Die Coronavirus-Pandemie kennt viele Verlierer – aber auch einige Gewinner: Dem Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk beispielsweise beschert die Krise übervolle Auftragsbücher und eine regelrechte Kursexplosion der Aktie. Neben Beatmungsgeräten und Schutzausrüstung steigt laut Medienberichten durch den Corona-Ausbruch auch die Nachfrage nach medizinischem Sauerstoff.
DER AKTIONÄR wollte es genauer wissen und hat beim Gase-Spezialisten Linde nachgefragt. Konzernsprecher Matthias Dachwald bestätigt, dass sich die Nachfrage nach in Flaschen abgefülltem medizinischen Sauerstoff in Deutschland und Europa „ungefähr verdoppelt“ hat.
Der gesamte Healthcare-Bereich mache bei dem DAX-Konzern insgesamt etwa 18 Prozent des Gesamtumsatzes von zuletzt 28,2 Milliarden Dollar (rund 25,9 Milliarden Euro) aus. Darin enthalten seien neben den Medizinal-Gasen allerdings auch viele weitere Bereiche, die nicht weiter aufgeschlüsselt würden.
In einem Statement zur COVID-19 auf der Unternehmenswebsite heißt es außerdem, dass die Bereitstellung von Sauerstoff und anderen wichtigen medizinischen Gasen derzeit Priorität habe. Wo erforderlich würde die Sauerstoffproduktion in den Luftzerlegungs-Anlagen hochgefahren. Zudem kooperiere man eng mit den lokalen Behörden, um schnell auf Nachfrageänderungen reagieren zu können.
Wie überstehen die anderen Sparten die Krise?
Der 18-prozentige Umsatzanteil der Healthcare-Sparte bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Den Löwenanteil des Konzernumsatzes tragen anderen Bereich bei – konkret das Geschäft mit Industriegasen und der Anlagenbau (Engineering). Nach Einschätzung des AKTIONÄR sind wegen des Stillstands von Teilen der Industrie und Wirtschaft in diesen Bereichen zumindest kurzfristig negative Auswirkungen zu befürchten.
Ob und inwieweit eine steigende Nachfrage nach medizinischem Sauerstoff dies abmildern oder gar überkompensieren kann, dazu wollte sich der Konzernsprecher mit Verweis auf den nahenden Earnings Call im Mai jedoch nicht äußern.
An der Börse scheint man die „Sauerstoff-Fantasie“ bei Linde bislang ebenfalls mit Vorsicht zu genießen: Vom Allzeithoch im Februar ging es während des Corona-Crashs zeitweise um mehr als 35 Prozent abwärts. Auch die Gewinne einer ersten Gegenbewegung bröckeln derzeit wieder ab.
Die Linde-Aktie steht bislang nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Sie befindet sich aber im E-Mobilität Wasserstoff Index – mehr Informationen dazu finden Sie hier.
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