Noch knapp 250 Tage steht Klaus Probst an der Spitze von Leoni. Dann wird er sich als Vorstand des Automobilzulieferers zurück ziehen. Mit 60 Jahren will es der Manager dann einfach etwas gemächlicher angehen lassen. Seit 2002 leitet Probst den Autozulieferer Leoni. Seitdem ist der Umsatz von gut einer auf 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2013 geklettert. Dadurch ist Leoni unter die Top 15 der Autozulieferer in Deutschland aufgestiegen.
Abschiedstour
Bei der Verkündung seines Abschieds erklärte Probst, er wolle im letzten vollständigen Jahr seiner Amtszeit noch die ersten Früchte der von ihm angestoßenen Neuausrichtung ernten. Das wird wohl nichts werden. Seine letzten Tage bei Leoni verlaufen etwas holpriger als gedacht. Vor wenigen Wochen erst musste der Leoni-Vorstand etwas zurückrudern.
Markt hatte Schlimmeres erwartet
Wegen Anlaufschwierigkeiten bei neuen Projekten in der Bordnetz-Sparte strich Probst mit seinem Team das Gewinnziel zusammen. Genauer gesagt handelte es sich dabei um Sonderkosten, die für ein wichtiges Projekt für einen deutschen Hersteller in Mexiko anfielen. Als Konsequenz wurde mehr Personal benötigt, erhöhte Frachtkosten sind angefallen und die Produktivität lag unter den Planungen. Ergebnis: Statt 200 Millionen Euro werden es 180 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern werden. Jedoch: Die Börse hatte sich bereits auf sinkende Gewinnerwartungen eingestellt, hatte antizipiert und die Aktie längst auf Talfahrt geschickt. Von 60 Euro im Hoch ging es bis auf unter 40 Euro in die Tiefe. Am Tag der Gewinnwarnung jedoch drehte die Aktie. Die Börse hatte Schlimmeres erwartet. Wie geht es weiter?
China gibt den Takt vor
Der Autoabsatz wächst. Und das weltweit. 2014 werden 73,4 Millionen neue Autos an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht. Die Experten des CAR-Insituts gehen davon aus, dass es 2017 bereits 83,7 Millionen Autos sein werden. „Der größte Markt China ist gleichzeitig der Schrittmacher für das weltweite Autogeschäft“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. Hinzu kommt: Leoni spielen neue Trends wie autonomes Fahren oder mehr Sicherheit im Auto in die Karten. Auch neue Antriebskonzepte wie zum Beispiel die Hybridfahrzeuge sorgen für Wachstum. Während normale Autos mit einem 12-Volt-Bordnetz ausgestattet sind, kommt bei einem Hybridmodell noch ein Hochvoltbordnetz dazu.
Nervensystem
Das alles führt dazu, dass Leoni in Zukunft noch stärker auf den Automobilsektor setzen wird. Bis zum Jahr 2025 sollen 80 Prozent der Erlöse aus dem Autosektor kommen - so der Plan. Derzeit sind es 75 Prozent. Leoni hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Kunden von VW, BMW und Co gemausert. Die Nürnberger liefern so genannte Bodenetze, wenn man so will, das Nervensystem eines jeden Autos. Die Autoindustrie wächst, davon wird auch Leoni profitieren. In erster Linie vom weltweit steigenden Autoabsatz, getrieben durch wachstumsstarke Nationen wie China. „Das ist unser wachstumsstärkster Markt. Derzeit machen wird dort 700 Millionen Euro Umsatz. Wir gehen davon aus, dass wir 2018 eine Milliarde in China umsetzen“, sagt Leoni-Sprecher Sven Schmidt.
Vorausschauend
Hinzu kommt die gute Planbarkeit des Geschäfts von Leoni: „Wir beliefern ein Fahrzeug meist über die Gesamtlebensdauer von sechs bis sieben Jahren. Wenn wir unsere gesamten Auftragsbestände betrachten, und die Modelle die wir ausstatten, unter Berücksichtigung der Lebensdauer und der Stückzahlen, dann können wir relativ genau vorhersagen, dass wir im Jahr 2016 einen Umsatz von knapp 5 Milliarden Euro stemmen werden“, sagt Klaus Probst.
Erholung läuft
In den vergangenen Monaten hat die Aktie von Leoni mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt. Die Erholungsbewegung läuft. Am Dienstag wird Leoni die endgültigen Zahlen für das dritte Quartal vorstellen. Dann wird sich Vorstand Klaus Probst sicherlich auch zu den weiteren Aussichten äußern. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot vorerst weiter mit Hebel auf steigende Kurse.
Mit dem kostenlosen Newsletter erhalten Sie alle Transaktionen zeitverzögert per E-Mail.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.