Leoni steht gehörig unter Druck. Der Spezialist für Auto-Bordnetze hat den Ausblick für das Jahr 2019 aufgrund des schwierigen Marktumfelds zusammengestrichen. Die Aktie ging im Anschluss um mehr als 17 Prozent in die Knie.
Noch am 7. Februar rechnete Leoni-Vorstand Aldo Kamper für das laufende Geschäftsjahr 2019 noch mit einem Umsatz in Höhe von 5,2 Milliarden Euro. „Basierend auf anhaltend höheren Belastungen im Wesentlichen aus dem Projektanlauf in Mexiko, wird vor Effekten aus dem Performance- und Strategie-Programm Value21 ein EBIT zwischen 100 Millionen Euro und 130 Millionen Euro erwartet.“
Nur wenige Wochen später hört sich die ganze Geschichte bei Leoni ganz anders an. „Aufgrund der aktuell im Bordnetzbereich an einigen Standorten bestehenden signifikanten Intransparenz hinsichtlich Kostenentwicklungen und künftiger Auftragslage sowie den Unsicherheiten im Automobilumfeld und der unsicheren Nachfrageentwicklung, hält es der Vorstand für ratsam zum jetzigen Zeitpunkt keinen überarbeiteten Ausblick für das Gesamtjahr 2019 ab-zugeben“ , sagte Kamper am Montag.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Leoni-Finanzvorstand Karl Gadesmann sein Amt niederlegt hat.
Umsatzanteil der einzelnen Geschäftsbereiche von Leoni:
Hausgemachte Probleme
Fakt ist: Die Probleme bei Leoni sind größtenteils hausgemacht. Immer wieder gab es Schwierigkeiten beim Hochlauf der Produktionen. Vor ein paar Monaten war es Rumänien, vor wenigen Wochen das neue Werk in Mexiko.
Verwunderlich ist die Geschwindigkeit, mit der sich die operative Entwicklung bei Leoni vor allem in den letzten Wochen verschlechtert haben soll. Hat der Vorstand die Entwicklung nicht kommen sehen? Immer wieder ist bei Leoni die Rede von neuen oder höher als erwartet ausgefallenen Kosten für den An- beziehungsweise für den Hochlauf neuer Werke. Zudem soll es an vielen anderen Standorten Effizienz- und Kostendefizite geben.
Sparprogramm "undurchsichtig"
Um die Probleme jetzt in den Griff zu bekommen, will Leoni ein Performance- und Strategie-Programm umsetzen. 2.000 Mitarbeitern sollen gehen, 500 Millionen Euro pro Jahr gespart werden. Die IG Metall nennt die Pläne von Leoni „undurchsichtig und verwirrend“. Jetzt muss sich der erst seit fünf Monaten im Amt befindende Vorstand Aldo Kamper jedenfalls als Sanierer beweisen.
Seitenlinie
Für die Aktie gilt: Vor etwas mehr als einem Jahr erreichte die Leoni-Aktie mit 66 Euro ein Rekordniveau. Natürlich ist ein Börsenwert von 560 Millionen Euro im Vergleich zu einem Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro verlockend. Dennoch: Das Management macht den Eindruck, die Probleme seit Monaten nicht in den Griff zu bekommen. Anleger sollten deshalb an der Seitenlinie bleiben. Für sehr spekulative Anleger mit einem langen Atem ist das Kursniveau aktuell allerdings sehr reizvoll.