Die Euphorie bei ThyssenKrupp ist vorerst Geschichte. Nach einer schwachen Woche mit einem deutlich zweistelligen Kursminus geht der Blick vielmehr wieder nach unten. Immer mehr Anleger scheinen die Geduld mit dem Industriekonzern zu verlieren. Es wird Zeit, dass Ergebnisse geliefert werden.
Über Monate haben die steigenden Stahlpreise für Rückenwind gesorgt. ThyssenKrupp hat ähnlich wie die Wettbewerber Salzgitter oder Klöckner & Co deshalb die Prognose für das operative Geschäft anheben können. Doch nun haben fallende Preise für einen Dämpfer gesorgt. Angst herrscht, dass die Euphorie bereits zu weit ging. Zumal ThyssenKrupp trotz der günstigen Entwicklung im vergangenen Jahr erneut viel Geld verbrannt hat. Die Prognose für den Cash-Flow-Abfluss blieb unangetastet.
Gleichzeitig werden beim anspruchsvollen Umbau derzeit kaum Ergebnisse geliefert. Konzernchefin Martina Merz hat zwar bereits einiges bewirkt. Doch eine Lösung für den Stahl ist noch immer nicht sichtbar. Viele andere Geschäfte stehen ebenfalls weiter zur Disposition. Schlange stehen die Käufer allerdings nicht – die Coronakrise hat die Verhandlungsposition nicht gerade verbessert.
Hinzu kommt, dass die Wasserstoff-Euphorie an der Börse etwas abgeebbt ist. Als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass die ThyssenKrupp-Tochter Uhde bei Elektrolyse stark aufgestellt ist, begann die Erholungsrallye. Aktuell kann das durchaus vorhandene Zukunftspotenzial den Kurs aber nicht befeuern. Denn klar ist: Wesentliche Erträge liegen hier noch in weiter Zukunft. Der Konzern muss allerdings schnell eine Lösung der Probleme finden, damit das seit dem Verkauf der Aufzüge vorhandene Geld nicht vollständig verbrannt wird.
Das Chartbild hat sich zuletzt massiv eingetrübt. DER AKTIONÄR hat spekulativen Anlegern deshalb sogar eine kurzfristige Short-Position ans Herz gelegt. Anleger, die der Trading-Chance gefolgt sind, liegen bereits knapp 25 Prozent vorne und sollten den Stopp nun zur Gewinnsicherung auf Einstand nachziehen.