Über viele Jahre hinweg litten Düngemittelproduzenten wie etwa der deutsche Düngemittel- und Salzproduzent K+S unter sinkenden Kalipreisen. Doch nun stehen die Chancen für eine nachhaltige Trendwende so gut wie lange nicht mehr. Bei diesen Aktien können sich Anleger jetzt auf die Lauer legen.
Es waren wirklich harte Jahre für die Düngemittelbranche: Ausgehend von den historischen Höchstständen aus dem Jahre 2008 von mehr als 900 Dollar je Tonne Kali ging es über Jahre hinweg mit den Preisen stetig bergab. Befeuert wurde der Preisverfall 2013 durch das Ende des wichtigen Produktionskartells von Uralkali und Belaruskali. Am Markt herrschte anschließend lange Zeit ein deutliches Überangebot, zumal in den letzten Jahren neue Minen eröffnet wurden. Diese wurden – wie etwa bei K+S – noch zu Zeiten weitaus höherer Kalipreise geplant und verschlimmerten die Situation zusätzlich.
Ein Ende des Überangebots?
Doch mittlerweile hellt sich die Lage wieder deutlich auf. Ein Grund ist die anhaltend anziehende Nachfrage nach Kalidünger. Bereits 2017 lag der Zuwachs mit vier Prozent über den Prognosen der Experten. Für das laufende Jahr rechnen etwa die Analysten von Bernstein Research mit einem weiteren Plus von 2,5 Prozent. Zum einen scheinen die Preise für wichtige Agrarrohstoffe wie Mais, Weizen oder Sojabohnen nach jahrelanger Talfahrt endlich ihre Bodenbildung abgeschlossen zu haben. Dies erhöht die Kaufkraft der Landwirte weltweit, die durch höhere Effizienz allmählich auch immer besser mit einem eher niedrigen Preisniveau zurechtkommen. Zudem begann China damit, wieder strategische Düngemittelreserven aufzubauen.
Zum anderen hinaus hilft derzeit die Disziplin der Anbieter, welche die Produktion nicht mehr um jeden Preis hochfahren oder sogar Werke schließen – wie etwa K+S den Standort Sigmundshall. Größere neue Projekte sind in der Branche vorerst Mangelware. Dadurch steigt wegen der erwartet weiter anziehenden Nachfrage die Wahrscheinlichkeit, dass es künftig wieder ein Angebotsdefizit am Markt und damit höhere Kalipreise geben wird.
K+S vor dem großen Comeback?
Beim MDAX-Unternehmen K+S ist CEO Burkhard Lohr dabei, den ganzen Konzern umzukrempeln, ihm eine komplett neue Struktur zu geben. Lohr scheut auch vor schmerzhaften Einschnitten nicht zurück – wie eben der Schließung eines Standorts wie Sigmundshall. Anders als sein umstrittener Vorgänger Norbert Steiner zeigt sich Lohr auch offen für Dialoge in Umweltfragen. So will K+S nun eine Pipeline errichten, welche die Versalzung der Werra eindämmt. Dies kostet zwar zunächst viel Geld, sichert aber langfristig die Produktion an den verbliebenen deutschen Standorten. Für Zuversicht bei den Aktionären sorgte der umtriebige CEO indes kürzlich mit soliden Quartalszahlen, einem zuversichtlichen Ausblick sowie einer Dividendenanhebung.
Diese diversen positiven Entwicklungen haben natürlich auch die zahlreichen Hedgefonds registriert, die bei K+S auf der Short-Seite investiert sind. So lagen die Netto-Short-Positionen zuletzt „nur noch“ bei 10,55 Prozent. Zum Vergleich: Ende 2017 waren es rund 13 Prozent, Ende 2016 sogar mehr als 17 Prozent.
Nichtsdestotrotz bestehen bei K+S – abgesehen vom wohl auch zukünftig volatilen Kalipreis – weiter einige Risiken. So etwa die Unsicherheiten über die Fördermöglichkeiten der deutschen Werke, die Produktivität der neuen Mine in Kanada und natürlich die hohe Nettoverschuldung von knapp drei Milliarden Euro (die laut Lohr aber nun konsequent reduziert werden soll). Daher ist und bleibt K+S kein Witwen- und Waisenpapier!
Nutrien: Der Liebling der Analysten
Anleger, denen die Aktie von K+S zu heiß ist, können alternativ aber auch auf Nutrien setzen. Die Firma ging aus der Fusion von Potash (das lange Zeit ja auch aktiv um K+S buhlte) und Agrium hervor. Das Unternehmen ist breit aufgestellt, verfügt über eine solide Kostenstruktur und im Vergleich zum EBITDA auch über eine deutlich niedrigere Verschuldung als K+S.
Auch das Gros der Analysten zeigt sich überzeugt: Von den 26 Experten, die sich mit der Aktie befassen, raten 18 zum Kauf, sieben stufen die Anteile mit Halten ein und nur ein einziger empfiehlt den Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt zudem mit 57,50 Dollar stattliche 25 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Sociedad Quimica: Tiefe Kurse nutzen
Auch der Aktie von Sociedad Quimica y Minera de Chile, kurz SQM, trauen Experten höhere Kurse zu. Der Kurs des Konzerns, der auch der weltgrößte Lithium-Hersteller ist, befindet sich nach beeindruckender Rallye nun in einer Konsolidierungsphase. Diese können langfristig orientierte Anleger zum Einstieg nutzen. Denn SQM dürfte in Zukunft Umsätze und Gewinne stetig steigern. Ein bedeutender Konkurrenz-Vorteil von SQM: Es stellt vor allem Kaliumsulfat (SOP) her, während K+S und Co eher Kaliumchlorid (MOP) produzieren. Für SOP werden derzeit am Markt teilweise fast doppelt so hohe Preise bezahlt, wodurch die Chilenen mit Gewinnmargen von mehr als 30 Prozent glänzen können. Gepaart mit der soliden Bilanz und der starken Stellung in attraktiven Märkten macht dies die SQM-Aktie zu einem Kauf.
Erste Positionen aufbauen
Die Aussichten für die Düngemittelhersteller sind aktuell so gut wie lange nicht mehr. Anleger können daher allmählich damit beginnen, erste Positionen aufzubauen. Konservative Anleger sollten dabei eher auf Nutrien oder SQM setzen, Mutige können sich K+S ins Depot legen.
Dieser Artikel war Teil der Print-Ausgabe 15/2018 des AKTIONÄR.