Mit einem Plus von aktuell 15 Prozent setzt sich United Internet in einem schwachen Gesamtmarktumfeld mit großem Vorsprung an die Spitze des TecDAX. Auch 1&1 haussiert und legt elf Prozent zu. Grund ist die Bekanntgabe einer Roaming-Kooperation mit Vodafone.
Wie 1&1 und United Internet heute Mittag bekannt gegeben haben, soll gemeinsam mit Vodafone eine langfristige Roaming-Partnerschaft geschlossen werden. Ziel ist es, die Netzqualität und damit das Serviceangebot für die Kunden zu verbessern.
Vorgesehen ist, dass 1&1-Kunden künftig kostenfrei das Vodafone-Netz mit nutzen können; das kommt vor allen Kunden zugute, die in bislang unterversorgten oder noch nicht mit dem neuesten Mobilfunkstandard 5G ausgerüsteten Bereichen des 1&1-Netzes surfen und telefonieren wollen.
Bei der Ankündigung handelt es sich nicht nur um Gedankenspiele oder Absichtserklärungen: Es wurde bereits ein bindender Vorvertrag geschlossen. Für die Kunden soll die National-Roaming-Partnerschaft spätestens im Oktober kommenden Jahres wirksam werden; angestrebt ist aber ein früheres Datum: Sobald das Vertragswerk endgültig unter Dach und Fach ist, das soll laut Aussage der Unternehmen möglichst bald der Fall sein, soll das Inkrafttreten der Vereinbarung nicht länger als ein Jahr in Anspruch nehmen.
Die Freude der Anleger und der Kurssprung sind verständlich: 1&1 und United Internet haben für ihre Flatrates bislang das Netz von Telefónica genutzt. Das landet in Rankings zur Netzqualität aber regelmäßig auf dem dritten Platz hinter der Telekom und Vodafone.
Durch die Kooperation wird man seinen Kunden also vergleichsweise günstig (mutmaßlich in Form einer Gewinnbeteiligung) eine bessere Netzabdeckung anbieten können - ohne am ebenso wagemutigen wie kostenintensiven Plan zum Aufbau eines eigenen Netzes festhalten zu müssen.
Die Erleichterung über die faktische Aufgabe der Bemühungen, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen, ist heute mit den Händen zu greifen. Der Verzicht auf milliardenschwere Investitionen mit fraglichen Erfolgsaussichten ist aber nur die halbe Miete, die andere Hälfte ist die Frage, wie der seit Jahren stagnierende Gewinn erhöht werden soll. Die bleibt auch mit dem heutigen Tag weitestgehend unbeantwortet.
DER AKTIONÄR erkennt die Bemühungen um einen Strategiewechsel bei 1&1 und United Internet an, die Kooperation mit Vodafone ist eine willkommene Überraschung.
Angesichts der vergleichsweise überschaubaren Geschäftsentwicklung und der Gewinnstagnation bleibt aber abzuwarten, ob die Entwicklung von heute den Durchbruch und mit ihm eine nachhaltige Trendwende bringt. An der Seitenlinie sind Anleger genau richtig aufgehoben.