Eine Kamera, ein Mikrofon, die Aussicht, von Millionen Menschen gehört zu werden – für Loretta Mester eine Verlockung, der sie einfach nicht widerstehen kann. Das Fed-Mitglied hat mit ihren Aussagen zu einer weiteren Zinsanhebung 2023 die Märkte unter Druck gesetzt. Ihr Verhalten ist nur schwer auszuhalten.
Wer Macht hat, hat Verantwortung und sollte sich seine Worte sehr gut überlegen. Notenbanker haben Macht über alle Assets – wer gegen sie wettet, fällt auf die Nase. Deswegen: Don’t fight the Fed!
Loretta Mester sollte sich ihrer Verantwortung eigentlich bewusst sein, schließlich ist schon seit vielen Jahren Notenbankerin. Sie fürchte, „dass wir den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben müssen“, sagte sie am Mittwoch. Danach sollte das Zinsniveau für einige Zeit auf dem erhöhten Niveau gehalten werden.
Sie „fürchte“ heißt, dass das ihr Bauchgefühl sagt? Wohl nicht komplett, denn „die Entscheidung ist natürlich datenabhängig“.
Das erinnert schwer an die unzähligen Aussagen von Virologen, Epidemiologen und Politikern in den ersten Monaten der Pandemie. Man wisse ja eigentlich noch nicht wirklich viel über das Virus, aber es könnte ja so oder so sein, hieß es damals ständig. Motto: Ich sage lieber schnell etwas, bevor es ein anderer tut.
Mester setzt sich mit ihren öffentlichen Statements selbst unter Druck. Auch wenn die nächsten Konjunkturdaten schwach werden, muss sie weiter den Falken geben, um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren.
Es steht viel auf dem Spiel. Die USA müssen sich so teuer Geld leihen wie zuletzt vor 16 Jahren. Die Hypothekenzinsen stehen so hoch wie seit 21 Jahren nicht mehr. 20 Millionen Amerikaner müssen ihre Studentenkredite zurückzahlen – das belastet die amerikanischen Haushalte im Durchschnitt um 400 Dollar im Monat. Das belastet den Konsum – die Gefahr eines Hard Landings steigt.
Doch damit steigen auch die Chancen auf eine lockere Geldpolitik. Zudem steht 2024 die Wahl des amerikanischen Präsidenten an, da wird es laute Rufe von der Politik in Richtung Fed geben. Loretta Mester hat dann hoffentlich Sendepause.