Der Gabelstapler-Hersteller muss einen Gewinneinbruch verkraften, die Kion-Aktie sackt am Donnerstag kräftig ab. Doch die Kion Group hält an ihren Jahresprognosen fest. Außerdem schlummert in dem MDAX-Wert noch eine gute Portion Übernahme-Fantasie.
Lieferengpässe bei einzelnen Zulieferern, ungünstige Wechselkurse, Lohnsteigerungen und die Entwicklung der Materialpreise haben dem Gabelstapler-Hersteller Kion die Geschäfte im zweiten Quartal verhagelt. Der Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um annähernd 25 Prozent auf 79 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um lediglich knapp zwei Prozent auf gut zwei Milliarden Euro.
Jahresziele unverändert
Dennoch hält das Wiesbadener Unternehmen, zu dem unter anderem die Gabelstapler-Marken Linde und Still gehören, an seinem Jahresausblick fest. "Unser Rekordauftragseingang im zweiten Quartal bestätigt unsere hervorragende Positionierung in dynamisch wachsenden Kernmärkten", erklärte Kion-CEO Gordon Riske. Konzernweit stieg der Auftragseingang um 23 Prozent auf 2,42 Milliarden Euro.
Zudem entspannte sich die Lage in der Sparte Lieferketten-Lösungen, bei der es um die Automatisierung von Lagersystemen geht, deutlich. Nachdem hier zu Jahresbeginn die Aufträge zurückgegangen waren, kamen nun fast doppelt so viele Bestellungen herein wie im Vorjahreszeitraum. Die Sparte war erst vor rund zwei Jahren durch die milliardenschwere Übernahme des US-Konzerns Dematic zu Kion gekommen.
Analysten sind zuversichtlich
Die US-Bank JPMorgan hat Kion nach den Zahlen auf "Neutral" mit einem Kursziel von 71 Euro belassen. Der Auftragseingang im zweiten Quartal habe deutlich über seiner und der Konsenserwartung gelegen und sei zum Großteil auf einige Großaufträge zurückzuführen, schrieb Analyst Glen Liddy in einer am Donnerstag vorliegenden ersten Reaktion.
Vor wenigen Tagen hatten die Analysten der Privatbank Berenberg weiterhin zum Kauf der Kion-Aktie geraten, wenn auch mit einem von 87 auf 74 Euro gesenkten Kursziel. Die jüngste Kursschwäche der Kion-Aktie biete eine gute Einstiegsgelegenheit.
Auch die Analysten der Privatbank Berenberg hatten vor wenigen Tagen ihr "buy"-Votum bestätigt - wenn auch mit einem von 87 auf 74 Euro reduzierten Kursziel.
Stockt chinesischer Großaktionär weiter auf?
Die Kion-Aktie stürzte kurzzeitig um fast zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2017 bei 57,58 Euro ab, erholte sich aber schnell wieder auf über 58 Euro. Auf dem derzeitigen Niveau könnte es spannend werden. In der Branche wird gemunkelt, dass der chinesische Großaktionär Weichai Power, der seinen Anteil Anfang Juli für rund 150 Millionen Euro auf nun 45 Prozent aufgestockt hat, weitere Stücke kaufen könnte - und damit letztlich die Mehrheit übernähme. Das Stillhalte-Abkommen, wonach Weichai seinen Anteil auf nicht mehr als 49 Prozent aufstocken darf, ist ausgelaufen.
DER AKTIONÄR hält an der Empfehlung für Kion (September 2016) fest, die aktuelle Stopp-Loss-Marke von 57,00 Euro wurde nicht erreicht. Die Geschäftsaussichten bleiben gut, und mit der Übernahme-Fantasie im Rücken sollte in den kommenden Monaten eine nette Rendite möglich sein. Auch ein Nachkauf auf dem aktuellen Niveau dürfte sich auszahlen.