Während rund um den Globus die Aktienkurse wegen möglicher negativer Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft kräftig nachgeben, schießen ein paar wenige Titel nach oben. Es handelt sich um Anteile von Firmen, die von der sich ausbreitenden Krankheit profitieren. Sei es, weil sie Schutzmaterialien produzieren oder in der Pharmaforschung an Medikamenten oder Impfstoffen gegen das Virus arbeiten. Doch die Kursanstiege sind nicht zu rechtfertigen.
Viele Menschen haben Angst vor dem Coronavirus. Eine gewisse Vorsicht ist angebracht, doch Panik nicht. In Italien, wo infolge des Ausbruchs von Covid-19 teilweise das öffentliche Leben stillsteht, bieten kriminelle Geschäftemacher Schutzmasken (die gegen eine Ansteckung praktisch nicht helfen) zum Preis von 5.000 Euro an. Auch überteuerte Desinfektionssprays, "Luftreiniger" und kostspielige Toiletten-Abdeckungen gehen gut. Teilweise wird den Käufern damit ein "absoluter Schutz" versprochen, egal wie minderwertig die Produkte waren.
Die Finanzpolizei reagierte auf den Preiswucher von Straßenhändlern bereits mit Großrazzien. Das berichteten die Ermittler in Turin, die am Donnerstag mehrere landesweite Aktionen koordinierten. Durchsuchungen habe es außer in Ligurien auch in der Lombardei, den Marken, Kampanien und Kalabrien gegeben. Außenminister Luigi Di Maio kündigte zudem in Rom an, dass die Regierung strenge Maßnahmen gegen das Ausnutzen des Gesundheitsnotstands plane. Italien ist mit derzeit 528 Infizierten in Europa das am stärksten betroffene Land. Dabei konzentriert sich der Großteil der Fälle im Norden.
Hierzulande sind Gesichtsmasken vielerorts in den Apotheken ausverkauft. Im Internet bot aber ein Händler bei Amazon eine Box mit 50 Gesichtsmasken "mit elastischen Ohrschlaufen weiß 3-lagig" des Herstellers SF an – für 79,90 Euro. Versandapotheken hatten das gleiche Produkt vor kurzem noch für 3,95 Euro im Angebot gehabt – jetzt ist es ausverkauft.
Ein amerikanischer Hersteller von Mund- und Körperschutz-Artikeln profitiert derweil von den Ängsten der Bürger und hat seine Produktion hochgefahren. In den vergangenen vier Wochen stieg der Auftragsbestand für "N-95"-Schutzmasken von Alpha Pro Tech von 10,4 Millionen auf nun 14,1 Millionen Dollar. Ein Plus von 35 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 erlöste die Gesellschaft insgesamt 46,6 Millionen Dollar.
Die Firma teilte heute mit, dass sie bis Ende März Bestellungen in Höhe von etwa 4,0 Millionen Dollar erfüllen werde. Zu mehr reichen die Produktionskapazitäten nicht aus.
An der Börse stört das aber offenbar niemanden: Der Aktienkurs von Alpha Pro Tech stieg vom US-Schluss am Mittwoch bei 12,39 Dollar zeitweise auf ein Allzeithoch von 21 Dollar. Ein Kurssprung um 70 Prozent. In der vergangenen Woche dümpelte der Wert noch bei 4,50 Dollar. Auch da hatte das Coronavirus bereits viele Länder erwischt. Im deutschen Handel sprang die Aktie ähnlich stark bis auf 19,40 Euro.
Die vom AKTIONÄR in Ausgabe 5/20 Ende Januar hochspekulativ empfohlene Aktie des Mundschutz-Herstellers ist an der Börse hoffnungslos überbewertet. Die kleine Firma Alpha Pro Tech wurde von Zockern nach oben getrieben. Ein Absturz auf reelle Bewertungen um die 4 Dollar in absehbarer Zeit sollte niemanden überraschen. Wer trotz aller Warnungen vor dem heißen Wert investiert geblieben ist, sollte nun seine Gewinne mitnehmen.