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Jetzt die Saat auslegen (DA_30/15 Top_Tipp_Spekulativ)

Jetzt die Saat auslegen (DA_30/15 Top_Tipp_Spekulativ)
Foto: Börsenmedien AG
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André Fischer 23.07.2015 André Fischer

In jüngster Vergangenheit sorgten vor allem Aktien aus dem Agrarsektor an der Börse für viel Furore. So hat der kanadische Düngerhersteller Potash seine Fühler nach dem Dünger- und Salzkonzern K+S ausgestreckt. Das noch nicht öffentlich ausgesprochene Gebot des Agrargiganten von 41 Euro je Aktie (was einer Offerte von insgesamt rund 7,8 Milliarden Euro entsprechen würde) wurde vom K+S-Management allerdings als unzureichend abgelehnt. Ähnlich lief es beim kräftezehrenden Übernahmepoker um Syngenta. Der US-Saatguthersteller Monsanto bietet derzeit 45 Milliarden Dollar für den Schweizer Agrochemiekonzern. Man will sogar noch eine Gebühr in Höhe von zwei Milliarden Dollar drauflegen, wenn der Aufkauf am Widerstand der Kartellbehörden scheitern sollte. Die Geschäftsleitung von Syngenta zeigt sich allerdings unbeeindruckt und hat die Offerte bereits mehrmals als „völlig unangemessen“ zurückgewiesen.
Wie der aktionär in der Ausgabe 10/2015 bereits hervorgehoben hat, ist der derzeitige Weltmarktführer für Pflanzenschutzmittel aufgrund seiner hohen Finanzkraft und Preisfestsetzungsmacht als Anlage hochattraktiv. Da Syngenta daraufhin im Zuge der Übernahmeschlacht von 308 Euro bis in Spitze auf 425 Euro anzog, hat sich die Kaufempfehlung des aktionär bereits ausgezahlt. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Offerten von Potash und Monsanto aufgrund der hartnäckigen Widerstände der jeweiligen Managementteams schlussendlich sogar noch zurückgezogen werden. In diesem Fall würde es bei K+S und Syngenta automatisch zu Kursrücksetzern kommen. Nach Syngenta könnte ein weiterer Saatguthersteller ins Visier genommen werden: KWS Saat.

Globaler Ernährungsbedarf steigt
Als weltweit viertgrößter Saatguthersteller profitiert KWS Saat stark davon, dass Landwirte künftig höhere Erträge auf einer schrumpfenden Ackerfläche erzielen müssen. So sollen UN-Prognosen zufolge im Jahr 2050 etwa 9,6 Milliarden Menschen auf der Welt leben. Das ist gut ein Drittel mehr als heute. Um den weltweiten Ernährungsbedarf in 35 Jahren decken zu können, muss nach Aussage der UN-Ernährungsorganisation FAO die globale landwirtschaftliche Fläche um deutlich mehr als 50 Prozent zunehmen.

Wetterextreme bedrohen Flächen
Das große Problem: Stetig zunehmende Wetterextreme wie Starkregen, Überschwemmungen und Dürreperioden bedrohen einen beträchtlichen Teil der bestehenden Agrarflächen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Gelingen kann der geplante Kraftakt der Deckung des Welternährungsbedarfs nur, indem mehr Flächen erschlossen werden und die Erträge auf den vorhandenen Flächen gesteigert werden. Und an dieser Stelle kommt die auf dem aktuellen Kursniveau unterbewertete KWS Saat ins Spiel.

Margenstarkes Mais-Segment
Bei KWS Saat ist die Mais-Sparte mit einem Anteil von gut 61 Prozent an den Gesamterlösen der mit Abstand wichtigste Geschäftsbereich. Die Einbecker visieren im Geschäftsjahr 2014/15 (die Geschäftsjahre enden jeweils am 30. Juni) im Mais-Segment einen Umsatz in Höhe von 768 Millionen Euro an. Geht diese Prognose auf, wäre dies gleichbedeutend mit einem Jahreswachstum von 7,4 Prozent. Die EBIT-Marge in dieser Sparte liegt derzeit bei beachtlichen 14,1 Prozent.
Der zu erwartende 2014/15er-Gesamtumsatz beläuft sich auf 1,27 Milliarden Euro. der aktionär geht davon aus, dass die starke globale Marktstellung im margenstarken Mais-Segment schon bald Aufkäufer in Form von kapitalstarken Agrar-Giganten auf den Plan rufen wird.

Erhöhte Forschung bringt Wachstum
Die Chancen, dass KWS Saat auch in den nächsten Jahren auf der Überholspur bleiben wird, stehen gut. Der Hintergrund: Das Management investiert einen höheren Anteil des Jahresumsatzes in die eigene Forschung als die Konkurrenten Monsanto und Syngenta. Zudem steckte der Konzern in den letzten drei Quartalen 95,3 Millionen Euro in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte. Darin enthalten waren Maßnahmen zum weiteren Ausbau des Standorts Einbeck sowie der Bau einer hocheffizienten Maisaufbereitungsanlage in Serbien. Aber auch der Aufbau eines Maisproduktions-Joint-Ventures in China sowie die Expansion im größten globalen Nahrungsmittelexportland Brasilien sind erwähnenswert.
Ein weiterer Vorteil: Der hohe Forschungsetat versetzt KWS Saat in die Lage, völlig neuartige Saatgutformen zu entwickeln. Da diese bessere Widerstandskräfte gegen Krankheiten aufweisen und härteren Klimabedingungen widerstehen können, bringen sie dem Saatguthersteller höhere Erträge.

Digital Farming als neuer Megatrend
KWS Saat profitiert zudem von der zunehmenden Digitalisierung des Agrarsektors – diese Entwicklung sollte in den nächsten Jahren zu erheblichen Produktivitätsfortschritten führen. Das sogenannte „Digital Farming“ führt dazu, dass die vierte industrielle Revolution auch in der Landwirtschaft Einzug hält. Das Management von KWS Saat hat sich in diesem Zusammenhang dazu entschlossen, mithilfe technischer Finessen den direkten Draht zum lokal wirtschaftenden Landwirt entscheidend zu verbessern. Und hier ist insbesondere der neue CultiVent KWS Farm Service erwähnenswert. Mit diesem Gerät wird den Landwirten eine digitale Fachberatung ermöglicht. Dabei werden die Landwirte durch jahreszeitlich aktuelle Informationen sowie zahlreiche Services unterstützt. Die neue Anwendung versetzt die Landwirte in die Lage, ihre Bestandsführung und ihre Ernteerträge zu optimieren. Der digitale Service von KWS Saat wird für Mais, Zuckerrübe, Weizen, Gerste, Roggen und Raps angeboten.
Keine Frage: Die Zukunft der modernen Landwirtschaft ist digital. Im Zuge des „Digital Farming“ kann der Landwirt mit Minidrohnen die Position von Entwässerungsrohren lokalisieren. Aber auch der Schaden, den Wetterextreme oder Krankheitsbefall anrichten, kann jetzt viel besser erkannt werden. Spezielle Stickstoffsensoren erfassen über Lichtwellen die Blattfärbung und geben eine Düngeempfehlung. Der Computer im Traktor teilt daraufhin dem angehängten Düngestreuer mit, ob er die auszubringende Menge erhöhen oder reduzieren soll. Das Management von KWS Saat will mit der Entwicklung von weiteren digitalen Produkten an diesem Megatrend partizipieren.

Anziehende Gewinne in Sichtweite
KWS Saat konnte den Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 (im Zeitraum vom 1. Juli 2014 bis zum 31. März 2015) um 6,9 Prozent von 727,4 auf 777,8 Millionen Euro steigern. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag mit 140,1 Millionen Euro leicht unter dem Vorjahresniveau in Höhe von 145,8 Millionen Euro. Damit liegt der Saatguthersteller gut im Plan, da zuletzt massiv in den Vertrieb und die Auslandsexpansion investiert wurde. der aktionär rechnet damit, dass hohe Skaleneffekte den Gewinn je Aktie im Zeitraum von Mitte 2014 bis Mitte 2016 von 11,69 Euro über 13,30 Euro auf 15,35 Euro hieven werden. Diese Entwicklung sollte sich auch positiv auf den Aktienkurs auswirken.

Massives technisches Kaufsignal
Aber auch die aktuelle charttechnische Konstellation von KWS Saat ist jetzt vielversprechend. So erreichte der Agrarwert Anfang 2013 ein Zwischenhoch von knapp unterhalb der Marke von 300 Euro. KWS Saat konnte diesen hartnäckigen Widerstand erst Ende Juni nachhaltig überwinden, womit ein neues 3-Jahres-Hoch markiert wurde. Nach diesem Kaufsignal ist der Titel aus charttechnischer Sicht jetzt komplett nach oben frei.

Substanz fürs Depot
Agrar-Aktien schlagen sich derzeit deutlich besser als der Gesamtmarkt, was am Chart von KWS Saat eindrucksvoll abzulesen ist. Da der substanzstarke Agrarwert nach Syngenta das nächste Übernahmeopfer werden könnte, sollte man mit dem Einstieg nicht zu lange warten, zumal ein frisches Kaufsignal vorliegt.

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