Die Zinsen sind derzeit das große kursbewegende Thema an den Märkten. Sollten sie weiter steigen, wäre das tendenziell kontraproduktiv für Aktien – vor allem für die mitunter hoch bewerteten Tech-Werte. Der Chef der US-Notenbank Jerome Powell jedenfalls nimmt das Thema "Inflation" mittlerweile sehr ernst, wie er am Dienstag im Rahmen einer Anhörung vor dem US-Senat erklärte.
Die amerikanische Zentralbank werde die kurzfristigen Kreditkosten aggressiver erhöhen, wenn sich das Tempo des Preisanstiegs nicht verringert, so der Vorsitzende der Fed.
Powell muss sich dem Senat für seine Wiederernennung stellen. Präsident Joe Biden hatte im November angekündigt, dass er den Amtsinhaber für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Zentralbank vorschlagen würde. Die derzeitige Fed-Gouverneurin Lael Brainard soll dann auch weiterhin als stellvertretende Vorsitzende fungieren – ihre Bestätigungsanhörung ist für kommenden Donnerstag (13. Januar) angesetzt.
Für die Fed steht in diesem Jahr viel auf dem Spiel, denn die Inflationsrate ist im Jahresvergleich auf fast sieben Prozent hochgeschnellt. Neue Preissteigerungszahlen aus den USA kommen am morgigen Mittwoch.
Das wirksamste Instrument der Fed sind nach wie vor die Zinssätze, die die Zentralbank seit dem Tiefpunkt der Pandemie auf Null festgesetzt hat. Eine Anhebung der Zinssätze könnte der höheren Nachfrage entgegenwirken, indem sie die Kreditaufnahme verteuert. Höhere Kreditkosten würden aber wahrscheinlich nicht viel zur Lösung von Angebotsproblemen wie etwa Engpässen bei der Verschiffung in den Häfen der Welt beitragen.
"Wir können die Nachfrageseite beeinflussen, aber nicht die Angebotsseite. Aber hier geht es wirklich um eine Kombination aus beidem", sagte Powell.
Zusätzlich zur Beibehaltung der Nullzinsen hat die Fed Billionen in US-Staatsanleihen aufgekauft. Das Programm zur quantitativen Lockerung diente als Instrument, um die Märkte zu stützen. (Und tat es auch.)
Angesichts der Inflation plant die US-Notenbank nun, dieses Programm früher als erwartet zu beenden – der aktuelle Plan sieht vor, alle Käufe bereits bis März zu beenden. Die Fed wird dann auch eine Anhebung der Leitzinssätze ins Auge fassen. Dabei spielt der Fed in die Karten, dass sich der US-Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten erstaunlich gut entwickelt hat.
Der S&P 500 kann am Dienstag in der ersten Handelshälfte leicht zulegen und notiert bei etwa 4.684 Punkten.
Auch wenn die Fed die US-Zinsen drei oder viermal in diesem Jahr heben sollte, dürften die Aktienmärkte weiter gut kaufen. Dafür spricht die nach wie vor hohe Liquidität und die Tatsache, dass Aktien als Anlageklasse auch im Falle leicht gestiegener praktisch alternativlos, also die weiterhin bessere Alternative sind.
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