Die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft sind noch kaum abzuschätzen, doch die Angst vor einer neuen Finanzkrise ist groß. Das veranlasst nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) als oberste Bankenaufsicht der Eurozone zu strengeren Maßnahmen. Und auch die Banken selbst ziehen nun Konsequenzen.
Laut einem Handelsblatt-Bericht müssen große, systemrelevanten Institute der Aufsichtsbehörde derzeit täglich ihre Liquiditätskennziffern sowie ihre internen Planungen zur Steuerung der flüssigen Mittel melden. Etwas kleinere Institute müssten den Kontrolleuren immerhin ein- bis zweimal pro Woche Auskunft geben.
Ziel der Maßnahme ist es, in der Krise Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Die steigende Liquiditätsnachfrage aus der Realwirtschaft sei derzeit eine Herausforderung und die Anspannung bei allen Beteiligten groß. Nach Informationen der Zeitung sei es bisher aber bei keiner europäischen Großbank zu Engpässen gekommen.
Notenbank empfiehlt Dividendenverzicht
Um größtmögliche Liquidität sicherzustellen hatte die EZB die Geldhäuser bereits am Freitag zum Verzicht auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe aufgerufen. Ziel der Empfehlung sei es, die Fähigkeit der Banken zu stärken, Verluste zu verkraften sowie die Kreditvergabe an private Haushalte und an Unternehmen zu unterstützen. Die Empfehlung gelte mindestens bis zum 1. Oktober 2020 und betreffe Ausschüttungen für die Geschäftsjahre 2019 und 2020.
Eine ähnliche Empfehlung hatte in der Vorwoche unter anderem auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin abgegeben (DER AKTIONÄR berichtete). Grundsätzliche Unterstützung kommt angesichts der aktuellen Ausnahmesituation auch von den Bankenverbänden.
Bankensektor erneut tiefrot
Die niederländische Großbank ING folgte der EZB-Empfehlung am Montag und strich die Dividende. Für die Aktie ging es daraufhin um bis zu 8,5 Prozent abwärts. Hierzulande fiel die Commerzbank-Aktie am Vormittag um fast sechs Prozent – auch bei den Frankfurtern wackelt die geplante Ausschüttung von 15 Cent pro Aktie.
Im Vergleich dazu schlägt sich die Aktie der Deutschen Bank noch vergleichsweise wacker und klettert zeitweise sogar moderat ins Plus. Wegen der Belastung durch den laufenden Konzernumbau hätte es dort in diesem Jahr ohnehin keine Dividende gegeben.
Von einem Engagement im europäischen Bankensektor rät DER AKTIONÄR im derzeitigen Umfeld aber weiterhin ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Mit Material von dpa-AFX.