Hin- und hergerissen zwischen Zinssenkungshoffnungen und Wachstumszweifeln inklusive der damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne war es eine durchwachsene Börsenwoche. Unter den im HDAX geführten Aktien gab es jedoch heftige Bewegungen - sowohl nach oben als auch nach unten. Eine Wochenbilanz.
Der DAX ging am Freitag mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 12.260 Punkten aus der durchwachsenen Woche. Unterm Strich steht damit ein Minus von einem halben Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte verabschiedete sich am Freitag 0,4 Prozent höher bei 25.845 Zählern, was auf Wochensicht einem Mini-Plus von 0,1 Prozent entspricht. Der SDAX verlor in den vergangenen fünf Börsentagen 1,3 Prozent.
Alle drei großen Indizes zusammen ergeben den aus 102 Aktien bestehenden HDAX. Die Wochenbilanz fiel im einzelnen sehr unterschiedlich aus. Im folgenden die Top-Winner und größten Loser in DAX, MDAX und SDAX. Vorweg: Die größten Bewegungen gab es in der zweiten und dritten Reihe.
Die Gewinner der Woche
Im DAX schaffte Infineon ein Wochenplus von 4,6 Prozent und schnitt damit am besten ab. Der Chip-Hersteller profitierte vom allgemeinen Aufschwung in der Branche. Positive Nachrichten etwa von den Halbleiter-Herstellern ASML und Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Der Mitbewerber hatte im zweiten Quartal einen überraschend hohen Umsatz erwirtschaftet. Bei Infineon hellt sich auch die charttechnische Lage auf.
Auf DAX-Rang 2 kam mit plus 3,6 Prozent RWE. Eine Rotation der Anlegerlieblinge kam den Aktien des Energieversorgers zugute. Die Covestro-Aktie profitierte mit einem Wochenplus von drei Prozent von positiven Wirtschaftsdaten aus China. Dem Werkstoff-Hersteller half auch das Abschwächen des Handelskonflikts zwischen USA und China. Hohe Exportquoten in das Reich der Mitte hatte in den letzten Jahren einen erheblichen Einfluss auf die Gewinnentwicklung von Covestro und sollen auch in Zukunft das Wachstum des Konzerns weiter vorantreiben.
Die Aktien von Wirecard kamen in der abgelaufenen Börsenwoche auf ein Plus von 1,9 Prozent und Rang 8 im DAX. Nach vier mageren Tagen half am Freitag dann der wichtige Deal mit Aldi Nord und Aldi Süd. Der Einzelhandels-Riese will künftig alle Zahlungen mit Kreditkarten sowie mit internationalen Debit-Karten über Wirecard abrechnen. Die Wirecard machte daraufhin mit einem Tagesplus von 5,5 Prozent die vorherigen Verluste mehr als wett.
Im MDAX schaffte Carl Zeiss Meditec ein Wochenplus von 14,8 Prozent - und damit das größte aller 102 HDAX-Aktien. Die Ankündigung einer höheren operativen Gewinnmarge hat den Kurs zwischenzeitlich bis auf das neue Rekordhoch von 98,60 Euro getrieben.
Nach der rasanten Talfahrt seit Ende April will die Siltronic-Aktie offenbar wieder nach oben. Die vergangene Börsenwoche brachte ein Plus von 10,7 Prozent und Platz 2 im MDAX. Im aktuellen TSI-Wochen-Update von Dennis Riedl spielt Siltronic allerdings eine traurige Rolle. Am kommenden Donnerstag wird der Wafer-Hersteller seine Quartalszahlen präsentieren.
Mit plus 10,5 Prozent nur wenig schlechter schnitt Morphosys ab. Dem Biotech-Wert ist nach einer Prognose-Erhöhung der Sprung über mehrere technische Widerstände gelungen.
Die Verlierer der Woche
Die größten Flops der Woche litten allesamt unter Prognose-Senkungen. Im Nebenwerte-Index SDAX hält die Aktie von Heidelberger Druck die rote HDAX-Laterne. Um knapp 25 Prozent rauschten die Papiere nach unten, nachdem der Druckmaschinenhersteller mit Blick auf seine schwachen Quartalsergebnisse die Jahresziele gestrichen hatte. Mit einem Kurs unter 1 Euro ist die Aktie nun wieder ein Pennystock - wie bereits in der Krise 2012. Ein Analyst nannte vor allem die Entwicklung des Free Cash Flow "äußerst besorgniserregend".
Branchen-Kollege Koenig & Bauer wurde in Mithaftung gezogen und verlor 11,8 Prozent. Am kommenden Donnerstag gibt es neue Quartalszahlen. Eine Gewinnwarnung ist angesichts jüngster Marktanteilsgewinne jedoch wenig wahrscheinlich.
Auf den drittletzten Rang im SDAX kam Nordex mit minus 11,3 Prozent. Nach dem steilen Aufschwung Anfang Juli aufgrund eines guten Auftragseingangs setzte sich offenbar die Überzeugung durch, dass der Windkraftanlagen-Bauer etwas zu schnell gestiegen war. Noch fehlen die positiven Auswirkungen auf die Gewinne. DER AKTIONÄR rät Anlegern, geduldig zu sein.
Viertletzter im SDAX wurde Steinhoff mit minus zehn Prozent Wochenperformance. Der von einem Bilanzskandal durchgeschüttelte Möbelkonzern ist weiter mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und kommt dabei nach eigenen Angaben gut voran. Ein Blick in den aktuellen Bericht zu den Halbjahreszahlen zeigt aber, dass der Weg zur Rettung nicht nur lang, sondern auch mit hohen Risiken gepflastert ist. Die stören bereits jetzt die Unternehmensentwicklung.
Auch im MDAX gibt es zweistellige Verluste bei den Wochen-Losern. 1&1 Drillisch verloren 13,4 Prozent, nachdem ein Analyst das Kursziel für den Mobilfunk-Wert drastisch herabsetzte. Die teure Auktion für den neuen Mobilfunk-Standard 5G dürfte erst der Anfang für weitere Milliarden-Investitionen sein.
Die Aktien von Software AG büßten 12,6 Prozent ein. Wegen der erneut enttäuschenden Quartalsentwicklung der größten Unternehmenssparte Integrations-Software senkte das Unternehmen sein Jahresziel für den Bereich. Der dennoch bestätigte Konzernausblick half der Aktie nicht.
Die Hochtief AG litt unter verhaltenen Zahlen der wichtigsten Tochter des Baukonzerns, Cimic, und einer Gewinnwarnung eines Baumaschinen-Verleihers in den USA. Die Aktie verlor in der abgelaufenen Woche 11,6 Prozent.
Größter Verlierer im DAX war mit minus 7,5 Prozent die Aktie von SAP. Der Software-Anbieter hatte mit überraschend dürftigen Quartalszahlen für eine Kehrtwende der bislang guten Anleger-Stimmung gesorgt. Dabei hat der Software-Riese seine Ziele bestätigt.
Die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) verloren 3,9 Prozent, nachdem Pläne des US-Pharma-Händlers CVS Health bekannt wurden. Dieser kündigte am Mittwoch eine klinische Studie mit Heim- und Hämodialyse-Geräten an. Diese könnten in Konkurrenz treten mit den Angeboten von FMC und DaVita auf dem wichtigen US-Markt. Außerdem könnte US-Präsident Trump drastische Schritte in der Dialysevergütung planen.
T-Aktien standen mit minus 3,7 Prozent auf dem drittletzten DAX-Platz. Grund für die Verluste sind kritische Stimmen zum angestrebten Zusammenschluss der Telekom-Tochter T-Mobile US und Sprint. Möglicherweise wird der Deal aus kartellrechtlichen Gründen doch noch untersagt. Zuletzt wollten sich beide Konzerne mehr Zeit lassen, um die Auflagen zu erfüllen. Doch das US-Justizministerium (DOJ) macht Druck.