Die Indus Holding rückt derzeit vermehrt in den Fokus von Investoren und Analysten. Kein Wunder: Die Gesellschaft agiert sehr erfolgreich. Das Erfolgsrezept ist denkbar einfach. Es werden ausschließlich Industrieunternehmen, sogenannte Hidden Champions, die in interessanten Nischenmärkten aktiv und innerhalb ihrer jeweiligen Märkte führend sind, gekauft. Mittlerweile ist der Real-Depot-Wert an 42 Firmen aus fünf Branchen beteiligt – Tendenz steigend.
Auch im Jahr 2015 plant Indus-Vorstand Peter Abromeit die konsequente Fortführung der Wachstumsstrategie, die auf die Wertsteigerung des Portfolios ausgerichtet ist. DER AKTIONÄR fragte nach.
DER AKTIONÄR: Indus investiert langfristig in mittelständische Produktionsunternehmen. Die Grundlage bilden der mehrheitliche Erwerb von erfolgreichen mittelständischen Unternehmen und deren kontinuierliche Weiterentwicklung. Welche Kriterien müssen die jeweiligen Beteiligungen im Einzelnen erfüllen?
Peter Abromeit: Eine dezidierte und stringente Portfoliostrategie und ein damit klar definierter Kriterienkatalog für die Auswahl unserer Beteiligungen sind zentraler Erfolgsfaktor für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Indus-Gruppe. Das Leitbild des Hidden Champions, des innovativen und dabei auf seine Kernkompetenzen fokussierten mittelständischen Nischenanbieters, steht in einer Linie mit dem Indus-Anspruch überdurchschnittlicher, zweistelliger Renditen und eines nachhaltigen Wachstums. Diese Werthaltigkeit bei einem vergleichsweise geringen Risiko erzielen wir über langfristige Investitionen in Industrieunternehmen, die mit etabliertem Geschäftsmodell und erfolgreichem Produktprogramm einen Jahresumsatz von 20 bis 100 Millionen Euro erzielen und Raum für weiteres Wachstum aufzeigen.
Welche Branchen stehen dabei im Fokus?
Wie in unserem Strategieprogramm „Kompass 2020“ definiert, sieht Indus perspektivisch insbesondere in den Zukunftsbranchen Energie- und Umwelttechnik, Verkehrstechnik und Logistik, Automatisierungs-, Mess- und Regeltechnik sowie Medizin- und Gesundheitstechnik Potenzial für weitere erfolgreiche Zukäufe. Die Auswahl der Zielmärkte spiegelt zugleich das risikominimierende Grundprinzip der Indus wider, ein diversifiziertes Portfolio über verschiedene Branchen hinweg aufzubauen.
Wo liegt der regionale Schwerpunkt?
Bei der Suche nach diesen mittelständischen Unikaten im Sinne von unabhängigen und schuldenfreien Unternehmen konzentrieren wir uns entsprechend unserer hohen Identifikation mit dem deutschsprachigen Raum auf Deutschland und die Schweiz, wobei auch ausländische Ergänzungsakquisitionen für unsere bestehenden Beteiligungen interessant sein können. Das Aufspüren dieser Perlen im deutschen Mittelstand und die Förderung einer kontinuierlichen unternehmerischen Weiterentwicklung sehen wir als unsere zentrale Aufgabe an, wobei die operative Selbständigkeit der Unternehmen konsequent zu wahren ist. Mit vier großen Zukäufen und sieben Ergänzungsakquisitionen auf Tochterebene konnten wir diesem Anspruch in den letzten zwei Jahren erfolgreich gerecht werden – und sind auch für das Jahr 2015 sehr optimistisch, diese Ziele zu erfüllen.
Wie beurteilen Sie das aktuelle konjunkturelle Umfeld?
Das Jahr 2014 war geprägt von einer unsicheren makroökonomischen Grundsituation und geopolitischen Krisen, und auch für das Jahr 2015 ist keine deutliche Entspannung dieser konfliktträchtigen Rahmenbedingungen zu erwarten. Die verhaltenen Konjunktur- und Wirtschaftserwartungen sind bei einem Blick in die einzelnen Märkte und Branchen jedoch differenzierter zu betrachten. Während im Euroraum auch in diesem Jahr nicht mit einer ausschlaggebende Erholung zu rechnen ist, dürften der erstarkende US-Markt und solide Aussichten in Asien - trotz Warnungen vor überhöhter Verschuldung und einer Immobilienblase in China - Wachstumstreiber gerade für den deutschen Mittelstand sein. Die schlechte Prognose für den russischen Markt trifft die Indus-Gruppe bei einem Umsatzanteil von weniger als fünf Prozent des Konzernumsatzes nur sekundär.
Und was ist mit der Schweiz?
Ohne Frage stellt die Aufwertung des Schweizer Franken unsere Schweizer Beteiligungen vor neue Herausforderungen, durch bereits eingeleitete Gegenmaßnahmen ist das Ergebnisrisiko von maximal zwei Millionen Euro jedoch steuerbar. Mit einer stabilen oder positiven Entwicklungsprognose in den einzelnen Teilmärkten schauen wir somit vorsichtig zuversichtlich auf das vor uns liegende Jahr und planen mit einer weiterhin positiven Geschäftslage. Die diversifizierten Aktivitäten unser Portfoliounternehmen und der steigende internationale Umsatzanteil kommen Indus hier zweifelsohne zugute.
Sind Sie mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden?
Das für die Indus-Gruppe erfolgreiche Jahr 2014 bestätigt die Stichhaltigkeit unseres im Jahre 2012 formulierten Strategieprogramms „Kompass 2020“. Durch die konsistente Optimierung des Bestandsportfolios und renditestarke Zukäufe konnten wir einen Rekordumsatz über 1,26 Milliarden Euro erwirtschaften und auch beim operativen Ergebnis mit einem EBIT von 127 Millionen Euro und einer Steigerung um fast sieben Prozent einen großen Schritt nach vorne gehen. Auch unter Einbezug der vier Millionen Euro Belastungen, die durch die aufgegebene Geschäftstätigkeit unseres Tochterunternehmens Nisterhammer entstanden sind und nur im Nettoergebnis sichtbar sind, zeigt sich die Erfolgskraft unserer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie. Die Umsatzsteigerung in allen fünf Segmenten bei einer positiven Renditeentwicklung auf insgesamt 10,1 Prozent EBIT-Marge kann hier als logische Konsequenz unserer offensiven Wachstumsstrategie gesehen werden. In Summe blicken wir somit zufrieden auf das abgelaufene Geschäftsjahr und die aktuelle Leistungsfähigkeit unseres Portfolios.
Worauf können sich die Anleger im laufenden Jahr einstellen?
Auch im Jahr 2015 planen wir mit einer konsequenten Fortführung unserer Wachstumsstrategie, die auf die Wertsteigerung des Portfolios ausgerichtet ist. Neben Zukäufen auf Portfolioebene sowie auf Ebene der Töchter sind neue Wachstumschancen über eine stärkere Internationalisierung zu erschließen. Die weiterhin sehr gute Liquiditätssituation der INDUS werden wir für Investitionen in attraktive neue Beteiligungen nutzen – ohne dabei die Optimierung des bestehenden Portfolios aus den Augen zu verlieren. Insbesondere in unserem Segment Medizin- und Gesundheitstechnik sehen wir konkrete Ausbaumöglichkeiten. Das Grundverständnis einer Entwicklungsplattform für mittelständische Hidden Champions wird also auch im laufenden Jahr Gültigkeit haben.
Spüren Sie im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine Veränderung der Wettbewerbssituation?
Mit dem im Niedrigzinsumfeld erleichterten Fremdkapitalzugang und einem zugleich steigenden Anlagedruck gewinnt in Konsequenz auch der M&A-Markt an Dynamik. Dieser viel zitierte wachsende Wettbewerb bei der Suche nach neuen Akquisitionsobjekten ist für uns jedoch nur peripher spürbar. Indus überzeugt potentielle Verkäufer bei einem fairen Kaufpreis durch seine klaren Werte; im Transaktionsprozess, der auf direkter Ansprache und einer exklusiven Verhandlung auf Augenhöhe basiert, stehen für den Unternehmer zumeist die langfristige Entwicklungsmöglichkeit für das Unternehmen und die Option, die Firmengeschichte als Geschäftsführer weiter zu begleiten, im Vordergrund. Indus bewegt sich mit dieser auf mittelständische Nachfolgeregelungen fokussierten Akquisitionsstrategie in einem eigenen Umfeld, das sich deutlich von Anlegern mit kurzfristigeren Investitionszielen abhebt. Unsere bankenunabhängigen Finanzmittel und ein bewährter Akquisitionsprozess versetzen uns außerdem in die Lage, interessante Objekte schnell und zuverlässig in die Gruppe zu integrieren.
Wo sehen sie die Gesellschaft in drei Jahren?
Unsere Erfahrungen der letzten beiden Jahre bestätigen die nach wie vor hohe Relevanz der im „Kompass 2020“ definierten Ziele, wobei gerade erst mit einer kontinuierlichen und langfristigen Fortführung unserer formulierten Wachstumsstrategie die vollen Potenziale geschöpft werden können. Somit haben die formulierten Ziele Wachstum und Wertsteigerung bei einer ausgewogenen Portfoliostruktur auch für die kommenden drei Jahre Bestand. Die strategischen Hebel der Direktinvestitionen und einer wirtschaftlichen Förderung unter Wahrnehmung der Eigentümerrechte bleiben zentraler Ansatzpunkt für ein organisches Wachstum der Indus-Gruppe, unterstützt durch renditestarke und erfolgreiche neue Beteiligungen.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.