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30.10.2015 DER AKTIONÄR

"Ich bin süchtig nach Twitter!"

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2.000 Facebook-Freunde, 800 Facebook-Fans und 7.000 Follower auf Twitter. Das Internet kennt Chris Dippold und er kennt das Netz. Er weiß, welche Netzwerke gerade angesagt sind, wo sich welche Nutzer tummeln und was sie dort hält. Bereits als 13-jähriger entwickelte er seine eigene Homepage, drei Jahre später beginnt er zu bloggen und vor sechs Jahren hat er Twitter für sich entdeckt. Heute ist Dippold selbstständig und berät Unternehmen in Sachen Social Media und Internet-Marketing. DER AKTIONÄR hat mit ihm über die Zukunft sozialer Netzwerkegesprochen. 

DER AKTIONÄR: Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?

Chris Dippold: Überwiegend nutze ich Facebook, Twitter, Whatsapp und Instagram. Für die Kommunikation innerhalb meines Teams greifen wir dann noch auf Skype und Slack zurück. Auch die App Snapchat wird bei mir immer häufiger geöffnet. Den großen Vorteil von sozialen Netzwerken sehe ich in der Kommunikation mit Menschen - ganz egal, ob privat oder geschäftlich. Über Twitter ist es beispielsweise ganz einfach möglich, mit Stars in Kontakt zu treten. Die größte Veränderung der letzten Jahre ist die Verwendung von Smartphones. Mittlerweile nutzen die meisten Menschen nur noch ihr Handy, um auf Facebook oder in anderen sozialen Netzwerken aktiv zu sein. Von 20 Millionen täglichen Facebook-Nutzern in Deutschland sind über 17 Millionen über das Smartphone online. 

Was bringt junge Menschen ihrer Meinung nach dazu, soziale Netzwerke zu nutzen?

Soziale Netzwerke werden psychologisch gesehen aus zwei Gründen genutzt: Aus einem Zugehörigkeitsbedürfnis und aus Selbstprofilierung. Ein soziales Netzwerk funktioniert vor allem dann, wenn ihre Freunde dort auch sind. 

Wer nutzt welche Netzwerke? Gibt es Unterschiede?

Als Social Media Berater sage ich in meinen Vorträgen immer: Macht euch genaue Gedanken über eure Zielgruppe und entscheidet dann, welches Netzwerk dafür am besten geeignet ist. Es gibt definitiv Unterschiede. Als Beispiel: Die Schüler von heute nutzen Facebook kaum noch - sie hängen eher in Snapchat ab, während ihre Eltern sich immer mehr von Facebook angezogen fühlen. 

Sie beschäftigen sich tagtäglich mit sozialen Netzwerken – was glauben Sie, wie sieht die Zukunft der sozialen Netzwerke aus? 

Ich denke, es wird immer soziale Netzwerke geben - allerdings bleibt es interessant, wie sich die Nutzung verändert. Wenn schon heute ein Großteil gar nicht mehr über den Computer ins Internet geht, sondern nur noch über ein Smartphone, dann bleibt es sicherlich spannend. Mit Smart Home Systemen und tragbaren Technologien werden das Internet und die sozialen Netzwerke immer mehr in unserem Alltag verschmelzen.

Mark Zuckerberg erklärte, dass er die ganze Welt vernetzen wolle – wie realistisch ist das?

Aktuell haben zwei Drittel der Welt noch gar kein Internetzugang. Mark Zuckerbergs Vision die ganze Welt zu vernetzen ist beeindruckend und eine unglaubliche Herausforderung. Für unrealistisch halte ich sie allerdings nicht. 

Was muss ein soziales Netzwerk ihrer Meinung nach „können“, um sich auf lange Sicht durchzusetzen?

Es muss simpel sein und eine große Basis an Nutzern haben. Ich nutze soziale Netzwerke nur, wenn ich dort auch meine Kontakte gut erreichen kann. 

Sprechen wir über Twitter. Es ist eine der meistzitierten Marken. Trotzdem laufen die Geschäfte schleppend.

Vor allem in Deutschland hat Twitter ein massives Imageproblem. Viele haben von Twitter schon einmal gehört, wissen mit dem Dienst aber nichts anzufangen.

Instagram hat bereits mehr Nutzer als Twitter – warum verliert Twitter den Anschluss?

Instagram und Twitter zu vergleichen ist schwierig. Bei Instagram dreht sich alles um Fotos, während Twitter eher auf Kurznachrichten ausgerichtet ist. Auf Instagram kann jeder mit seinem Smartphone zum Fotograf werden - mit Filtern lassen sich moderne, aber auch nostalgische Fotos veröffentlichen. Im Endeffekt hat Instagram die Polaroid-Fotos digital gemacht. Zusätzlich hat Instagram natürlich extrem davon profitiert, als Mark Zuckerberg das Netzwerk für eine Milliarde Dollar aufgekauft hat.

Seit kurzem ist Jack Dorsey ständiger CEO bei Twitter – was muss er tun, um Twitter wieder auf Kurs zu bringen?

Nachdem Twitter die Profite fehlen und Jack Dorsey über 300 Mitarbeiter rausgeworfen hat, dürfte die Stimmung in San Francisco nicht gut sein. Auch aus diesem Grund hat er sich wohl entschieden, Aktien für mehr als 200 Millionen Dollar an seine Mitarbeiter abzugeben – um den Zusammenhalt und die Motivation im Team zu stärken. Das ist schon mal ein guter Beginn.

Vor Kurzem hat sich Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer bei Twitter eingekauft. Kann man von ihm hilfreiche Impulse erwarten?

Dass Ballmer seine Investition erhöht hat, zeigt, dass er den neuen Entscheidungen von Twitter vertraut. 

Mit Apps wie Moments und Periscope will Twitter seinen Dienst attraktiver machen. 

Da Twitter mit seinen externen Diensten nie Geld verdient hat, war es nur logisch, eigene Tools zu entwickeln. Ich denke, das kann klappen, wenn Twitter am Ball bleibt und wirklich gute Apps folgen lässt.

Wissen die Menschen denn, dass es Apps wie Moments und Periscope für Twitter gibt?

Da gibt es sicherlich noch einiges an Nachholbedarf.

Hat Twitter überhaupt eine Zukunft?

Das glaube ich absolut. Das Unternehmen muss aber dafür sorgen, die potenziellen Nutzer besser aufzuklären. Ich twittere mittlerweile seit über sechs Jahren. Ich erinnere mich noch, dass ich Twitter am Anfang auch nicht wirklich verstanden habe. Als ich dann allerdings merkte, dass man dort eine große Fanbasis aufbauen und mit vielen unbekannten Menschen ganz einfach in Kontakt treten kann, war ich wirklich süchtig. Ich denke, das Komplizierte an Twitter ist, dass die Nutzer nicht gleich den Mehrwert erkennen und dann die Plattform wieder verlassen.

Es kommen immer wieder Gerüchte auf, dass Twitter übernommen wird. 

Mark Zuckerberg hat an Twitter lange Zeit Interesse gehabt - ein Deal kam jedoch nie zustande. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Twitter in den nächsten Jahren übernommen wird.

Herr Dippold, vielen Dank für das Interview.

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