Börse macht in den letzten Wochen wohl nur den wenigsten Spaß. Seit den Höchstkursen Ende Juli hat der DAX rund elf Prozent verloren, genauso wie der S&P 500. Schaut man auf manche Einzelwerte, tun sich wahre Abgründe auf. In Deutschland beispielsweise hat sich Siemens Energy im selben Zeitraum beinahe halbiert, ein Desaster ist auch die Entwicklung bei Sartorius, Zalando oder Infineon.
Die Berichtssaison in den USA hat den Aktienmärkten bislang wenig bis gar nichts gebracht. Zwar hat mehr als die Hälfte der S&P-Unternehmen, die ihre Ergebnisse vorgelegt haben, die Erwartungen des Marktes übertroffen, doch oft enttäuschte der Ausblick auf das Q4. Hierzulande haben wegen der schwächelnden Konjunktur die zyklischen Unternehmen wie Chemiekonzerne und Autobauer eher schlecht abgeschnitten, bei den Nichtzyklikern aus den Bereichen Banken und Konsum sind die Geschäfte im dritten Quartal indes relativ gut gelaufen.
Ähnlich differenziert sind die Expertenmeinungen zum Aktienmarkt. Marko Kolanovic von JPMorgan, laut Institutional Investor einer der besten Aktienstrategen, kann sich einen Einbruch beim S&P 500 um weitere 20 Prozent vorstellen. Der Arbeitsmarkt sei zwar immer noch stark, aber die zunehmenden Zahlungsausfälle bei Kreditkarten und Autokrediten deuteten auf einen schwächeren Konsum hin. Auch Mike Wilson, erneut zum besten Portfoliostrategen gewählt, ist bearish. Er sieht den S&P 500 am Jahresende bei 3.900.
Hingegen ist Scott Chronert, Aktienstratege bei der Citigroup, weiter bullish. Sein S&P-Jahresendziel von 4.600 hat er noch einmal bekräftigt. 2024 sieht er den US-Index sogar bei 5.000, weil die Wirtschaft weich landen und das Gewinnwachstum anhalten werde.
Hopp oder top
Eine Prognose, wohin die Reise an den Aktienmärkten gehen wird, ist zurzeit so schwierig wie selten. Anleger sollten sich deshalb auf ausgewählte Einzeltitel konzentrieren. DER AKTIONÄR stellt sieben Aktien vor, die – teilweise zu Unrecht – stark abgestraft wurden und jetzt ein überdurchschnittliches Aufholpotenzial haben.