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Foto: Heidelberg Cement
16.09.2023 Maximilian Völkl

Heidelberg Materials: CFO im Exklusiv-Interview – "das ambitionierteste Ziel in der Branche"

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Heidelberg Materials

Nach dem starken Jahresauftakt ist die Aktie von Heidelberg Materials zuletzt in die Konsolidierung übergegangen. Kann der DAX-Titel nun wieder Fahrt aufnehmen? Finanzchef René Aldach nimmt im Interview mit DER AKTIONÄR Stellung, wie es operativ läuft, welche Herausforderungen beim Klimaschutz warten und was sonst für Anleger wichtig ist.

DER AKTIONÄR: Guten Tag, nach einem starken ersten Halbjahr haben Sie die Prognose zuletzt angehoben. Warum läuft es operativ so gut?

Renè Aldach: Als Unternehmen in einer energieintensiven Industrie haben wir die signifikante Preisentwicklung auf den Energiemärkten auch zu spüren bekommen. Darauf haben wir mit einem strikten Kostenmanagement und Preisanpassungen reagiert. Dazu kommt, dass wir immer mehr nachhaltige und damit sehr wertige Produkte im Portfolio haben. Diesen Mehrwert bieten wir unseren Kunden entsprechend an.

Dabei schwächelt die Konjunktur. Droht das noch zum Problem zu werden?

Vor allem der private Wohnungsbau schwächelt derzeit. Das aktuelle Zinsniveau hält viele Häuslebauer davon ab, ihre Bauprojekte zu realisieren. Staatliche Infrastrukturmaßnahmen dagegen werden weiterhin umgesetzt. Die gute Auftragslage bei Infrastrukturprojekten sowie Teilen des Gewerbebaus gleichen einen Teil des Rückgangs im privaten Wohnungsbau aus.

Quelle: Heidelberg Materials
Seit 1. September 2021 ist René Aldach Finanzvorstand von Heidelberg Materials.

In welchen Bereichen sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Wir sprechen uns beispielsweise dafür aus, dass die Bauvorschriften angepasst werden. Es kann doch nicht sein, dass es bei unseren europäischen Nachbarn möglich ist, im Hochbau einen Anteil an recycelten Materialien von bis zu 50 Prozent einzusetzen, wohingegen in Deutschland nur ein viel geringerer Anteil erlaubt ist. Um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und nachhaltiger zu bauen, müssen diese Änderungen dringend von der Politik auf den Weg gebracht werden.

Der hohe CO2-Ausstoß des Konzerns ist ein Problem. Welche Fortschritte gibt es hier?

Wir haben das ambitionierteste CO2-Reduktionsziel in unserer Branche und sind Vorreiter bei der Dekarbonisierung unserer Industrie. Wir reduzieren den CO2-intensiven Klinkeranteil, indem wir alternative Rohstoffe wie Flugasche aus der Kohleindustrie einsetzen. Fossile Brennstoffe ersetzen wir durch alternative Brennstoffe, wie beispielsweise Biomasse. Für den prozessbedingt unvermeidbaren Teil der CO2-Emissionen investieren wir in CCUS, also die Abscheidung und Nutzung oder Speicherung von CO2. Bereits Ende kommenden Jahres werden wir im norwegischen Brevik die weltweit erste CO2-Abscheideanlage in einem Zementwerk im industriellen Maßstab in Betrieb nehmen.

Drohen die verbundenen Kosten für entsprechende Maßnahmen die Margen zu belasten?

Klar, die Investitionen in den Klimaschutz sind teuer. Allerdings: je mehr wir unsere CO2-Emissionen senken, desto weniger Emissionszertifikate müssen wir zukaufen. Der finanzielle Effekt wird umso größer, je weniger CO2 wir emittieren und je höher der Preis für die CO2-Zertifikate ist. Mit dieser CO2-Einsparung finanzieren wir unsere Klimaschutzmaßnahmen. Und schaffen mit unseren CO2-reduzierten oder -freien Produkten einen Mehrwert für unsere Kunden. Dies ist auch für unsere Investoren ein nachhaltiges und erfolgreiches Geschäftsmodell.

Könnte sogar die Dividende angesichts möglicher hoher Investitionen in Gefahr geraten?

Die Investitionen in eine klimafreundliche Zukunft stehen nicht im Widerspruch zu unserer progressiven Dividendenpolitik. Wir beteiligen unsere Aktionäre am Erfolg des Unternehmens und wollen die Dividende jährlich steigern. Auf die Aktionärsrendite legen wir einen verstärkten Fokus: Für unser Aktienrückkaufprogramm – das erste in der 150-jährigen Unternehmensgeschichte – und die Dividende haben wir in den vergangenen zwei Jahren jeweils rund eine Milliarde Euro aufgewendet.

Heidelberg Materials (WKN: 604700)

Die Wachstumsraten gehen in der Baustoffbranche nicht durch die Decke. Wie wollen Sie trotzdem weiter wachsen? Sind Übernahmen geplant?

Stillstand bedeutet immer Rückschritt. Wir optimieren unser Portfolio kontinuierlich und wollen weiter wachsen, sowohl organisch als auch durch Zukäufe. Innerhalb unseres Produktportfolios und der Länder, in denen wir aktiv sind, ziehen wir kleine, mittlere und große Akquisitionen in Betracht. Unser Fokus liegt auf den vielversprechendsten und stärksten Marktpositionen.

Welche Gefahr besteht für die operative Entwicklung durch die Unwetter etwa in Nordamerika?

Natürlich können Unwetter immer mal wieder Produktions- und Lieferunterbrechungen bei Bauprojekten nach sich ziehen. Mit der zunehmenden Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterereignissen und Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen, steigt die Bedeutung robuster Betoninfrastruktur. Beton hat die nötigen Eigenschaften, um den Auswirkungen derartiger Ereignisse standzuhalten und davor zu schützen. Die Nachfrage nach langlebigen, ressourcenschonend und lokal produzierten Materialien für den Bau einer resilienten Infrastruktur dürfte daher eher steigen.

Im ersten Halbjahr war Heidelberg Materials der Top-Performer im DAX. Warum steigt die Aktie weiter?

Wir haben das erste Halbjahr mit einem guten Ergebnis abgeschlossen und uns in einem schwächeren Marktumfeld gut behauptet. Die bisherige Entwicklung stimmt uns zuversichtlich, sodass wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr nochmals kräftig angehoben haben.

Es freut uns, dass der Markt die gute Performance und den positiven Ausblick honoriert. Gleichzeitig sehen wir aber noch Potenzial. Wir bleiben auch nach der guten jüngsten Aktienentwicklung weiterhin ein gutes Investment.

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