Die Südzucker-Tochter CropEnergies kämpft nach wie vor mit dem herausfordernden Marktumfeld. Ein Konkurrent in Großbritannien namens Vivergo musste zuletzt den Rahmenbedingungen Tribut zollen und eine große Bioethanol-Anlage schließen. DER AKTIONÄR hat bei CropEnergies-CEO Joachim Lutz nachgefragt, wie das Unternehmen die Probleme meistert, ob Besserung in Sicht ist und wie sich die Schließung der Vivergo-Anlage auf das Geschäftsmodell auswirkt.
DER AKTIONÄR: Das Umfeld für Bioethanol-Hersteller bleibt herausfordernd. Wie meistert CropEnergies diese Situation?
Joachim Lutz: Die Preisentwicklung ist immer noch unbefriedigend und es gibt trotz 70%iger Treibhausgaseinsparung keine Prämie auf fossiles Benzin. Gegenüber dem Vorjahr sind die Preise deutlich gefallen, aber heute besser als im ersten Quartal. In unserer Prognose gehen wir davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr auf der Preisseite eine weitere Verbesserung sehen werden.
In Großbritannien hat der Rivale Vivergo eine Anlage in Hull geschlossen. Wie wirkt sich dies auf die britische CropEnergies-Anlage Ensus aus?
Vivergo ist der größte Hersteller in Europa. In dem harten Wettbewerb setzt sich aber nur durch, wer kostenmäßig mithalten kann. Das sieht man immer wieder und ist nicht neu. In Spanien gab es beispielsweise vor ein paar Jahren die Insolvenz von Abengoa. Aber wir schauen nach vorn, sprich auf das Jahr 2020. In Brüssel wurde im Juni 2018 für die EU beschlossen, dass vom Energieverbrauch im Verkehr im Jahr 2030 volle 14 Prozent erneuerbar sein soll. Womit kann diese Quote erreicht werden? Natürlich wird das Elektroauto einen Teil für sich reklamieren, wenn tatsächlich der Verbraucher das möchte. So interessant aus technischer Sicht jedoch die Elektromotoren in Sachen Wartungsfreundlichkeit sind, so problematisch und begrenzt ist noch die chemisch-physikalische Eigenschaft der Speicher, also der Batterien. Auch mit der Ladeinfrastruktur wird es noch lange hapern.
Und da hat die Beimischung von Ethanol in Benzin einen klaren Vorteil: fast alle Autos ab Baujahr 2000 können es nutzen, und die Tankstelleninfrastruktur steht. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren aufgrund des wachsenden Bewusstseins um Klimaschutz und Luftqualität eine positive Entwicklung für heimisches Ethanol sehen werden. Denn die etablierte Struktur aus dem heimischen Markt ist besser als irgendwelche Import-Lösungen beispielsweise von Palmöl-Biodiesel. Man wird in den kommenden Jahren sehen, dass die Alternativen zu Öl rar gesät sind – davon sollten wir profitieren.
Sehen Sie die Schließung von Vivergo eher als Chance oder Risiko für CropEnergies?
Die Reduzierung von Überkapazität ist immer eine Chance. Aber auch nach der Schließung von Vivergo ist zu viel Kapazität im Markt. Allerdings zeichnet sich weiteres Marktwachstum ab. Das hoffe ich auch für den britischen Markt, bei dem die Regierung mitten im Beratungsprozess um der Einführung von E10 steckt.
Wie entwickelt sich der britische Markt für Proteinfuttermittel?
Die Bauern in Großbritannien sind doppelt unglücklich: zum Einen führt der Ausfall einer Ethanolfabrik zu einer sinkenden Nachfrage nach Futtergetreide. Zum Anderen fehlen Proteinfuttermittel für viehzüchtende Bauern. Da können wir liefern.
Sind Investitionen geplant?
Wir haben trotz des Ergebnisrückgangs einen Cashflow-Überschuss und stärken damit unsere Finanzkraft weiter. Das Geld stecken wir in die Optimierung unserer Anlagen, für noch mehr Treibhausgaseinsparung zum Beispiel. Für das Jahr 2019 werden wir ähnliche Ausgaben haben, wie in den letzten Jahren. Mittelfristig hält sich CropEnergies die Optionen offen, eine expansive Strategie einzuschlagen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lutz.
Bodenbildung in Arbeit
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist die CropEnergies-Aktie auf dem aktuellen Niveau für antizyklisch agierende Investoren interessant. Mutige Anleger setzen einen Fuß in die Tür und spekulieren auf den Turnaround bei der Südzucker-Tochter. Zur Absicherung dient ein Stopp bei 4,00 Euro.