Google hat Probleme mit der EU-Kommission. Die Anschuldigung: Google behindert mit seiner Geschäftspolitik den Wettbewerb im Smartphonemarkt. Damit steht die Marktmacht des Betriebssystems Android im Fokus der EU-Kommission.
Android wird von Google entwickelt und den Smartphone-Herstellern kostenlos zur Verfügung gestellt. Geräte verschiedener Hersteller mit Android dominieren den Smartphone-Markt mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent. Einzig relevante Konkurrenz: Apples iOS. Microsofts Windows Phone und Blackberry spielen praktisch keine Rolle mehr.
Die Kommission stört sich unter anderem daran, dass Hersteller von Android-Geräten gleich das ganze Paket an Google-Apps vorinstallieren müssen. Außerdem sieht sie ein Problem darin, dass Anbieter von Android-Smartphones daran gehindert werden, gleichzeitig auch Geräte mit abgewandelten Android-Versionen zu verkaufen.
Dies liegt an der von Google im November 2007 gegründeten Open Handset Alliance. In diesem Konsortium vereinen sich 84 Unternehmen – vornehmlich Softwareunternehmen, Mobiltelefonhersteller, Netzbetreiber und Chiphersteller – die sich dazu verpflichtet haben, keine Abwandlung von Android auf dem Markt zuzulassen. Nur durch die Mitgliedschaft im Konsortium erhält man die Lizenz für die beliebten Google-Apps. Falls ein Unternehmen gegen die Vereinbarung verstößt, wird ihr kurzerhand diese Lizenz entzogen. Besonders frech, da Android selbst nur eine abgewandelte des für die Öffentlichkeit frei zugänglichen Betriebssystems Linux ist.
Dies trifft zum Beispiel auch Amazon. Ihr Kindle OS zählt Google zur Gruppe der Android-Versionen. Wenn Amazon einen Zulieferer sucht, dürfen unter anderem Acer, Asus, Dell, Foxconn, Fujitsu, HTC, Huawei, Lenovo, LG, Motorola, Samsung, Sharp, Sony, Toshiba und ZTE nicht für das E-Commerce Unternehmen produzieren.
Google kontert: Kein Hersteller wird gezwungen, Apps des Konzerns auf seine Geräte zu laden und die vorinstallierten Dienste des Konzerns können mühelos durch andere ersetzt werden. Die einzig angebotene App-Pakte-Lösung aus elf Programmen, liegt laut Google daran, dass die Dienste ineinandergreifen.
Das Verfahren ist eines von drei, in denen die EU-Kommission Google vorwirft, den Wettbewerb zu verzerren. Vor wenigen Tagen hatte Google bereits den Vorwurf der EU-Kommission zurückgewiesen, die Shopping-Suche des Internet-Konzerns benachteilige Wettbewerber.
In letzter Konsequenz könnten am Ende des Verfahrens eine Milliarden-Strafe und Auflagen für das Geschäftsmodell (zumindest in Europa) stehen. Selbst wenn die möglichen Geldstrafen der EU-Kommission keine großen Auswirkungen auf die Bilanz haben werden, dürfte die Aktie dadurch unter Druck geraten. Weitgreifende Auflagen stellen indessen die größere Bedrohung für Google dar.