Das Warten hat ein Ende: Heute um 19 Uhr unserer Zeit wird die US-Notenbank das Ergebnis ihrer zweitägigen Sitzung bekannt geben. Mit einer Zinsanhebung rechnet praktisch niemand. Von daher sollte es von dieser Seite keine Überraschungen geben. Viel spannender wird wieder einmal der Wortlaut werden, den die Fed einschlägt. Gibt es womöglich sogar ein erstes Indiz, dass die US-Notenbank über eine Zinssenkung nachdenkt?
Betrachtete man sich die Umfragen auf dem FedWatch Tool der CME, dann sieht man dass 98,7 Prozent der Befragten mit keinem Zinsschritt zur heutigen Sitzung rechnen. Eine überwältigende Mehrheit. Und die Fed wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht für einen Paukenschlag sorgen, indem sie den Markt völlig auf dem falschen Fuß erwischt. Interessant ist aber: Die 1,3 Prozent, die mit einem Zinsschritt rechnen, rechnen nicht etwa damit, dass die Zinsen angehoben werden, sondern vielmehr damit, dass die Zinsen um einen Viertel Prozentpunkt gesenkt werden. Wie gesagt: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass heute in die eine oder andere Richtung an der Zinsschraube gedreht wird.
Schaut man sich die Umfragewerte für die kommenden Notenbank-Sitzungen, dann sieht man einen interessanten Trend. Für Juni rechnen schon 12,6 Prozent der Befragten mit einem Zinsschritt nach unten. Sicher, keine Mehrheit. Doch auch hier rechnet niemand mit einem Zinsschritt nach oben. Für den Dezember nimmt dieser Trend noch einmal zu. 22,8 Prozent rechnen mit einem Zinsschritt von einem Viertel Prozentpunkt nach unten, 74,2 Prozent mit unveränderten Zinsen. Und der Rest? Der sieht noch stärker fallende Zinsen.
Nun ist die Korrelation zwischen Zinsen und der Entwicklung des Goldpreises bei weitem nicht so hoch, wie der Main Stream denkt. Oder wie sonst würde sich erklären, dass die Goldpreisrallye bis 2007 in einem Umfeld steigender Zinsen von Statten gegangen ist und der Goldbärenmarkt von 2013 bis 2015 in einem Umfeld von teilweisen negativen Zinsen stattfand? Aber die Entwicklung der US-Zinsen könnte den Höhenflug des Dollars beenden. Und der Dollar ist einer der großen Gegenspieler von Gold. Von daher wird die heutige Notenbanksitzung durchaus interessant.
Um 19 Uhr dürfte es also turbulent werden. Viel entscheidender als dieses kurzfristige Schauspiel ist aber die mittelfristige Entwicklung. Gibt die Notenbank Hinweise, dass Zinssenkungen im laufenden Jahr nicht ausgeschlossen sind, dann könnte das auf der Dollar-Entwicklung lasten. Und das wiederum dürfte den Gold-Bullen in die Karten spielen.