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GK Software-Vorstand: "Mit großen Schritten nach Nordamerika"

GK Software-Vorstand:
Foto: Börsenmedien AG
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Michael Schröder 01.04.2015 Michael Schröder

GK Software macht Ernst im strategisch wichtigen US-Markt: Anfang des Jahres konnte der auf den Einzelhandel spezialisierte Softwarekonzern das erste Projekt in den USA gewinnen, vor wenigen Tagen folgte die Akquisition des Geschäftssegments „Retail“ der US-Firma DBS Data Business Systems Inc. (DBS). Zudem zeigen die jüngsten internationalen Projektabschlüsse, dass die Partnerschaft mit SAP nun die erwarteten Früchte trägt. Die Analysten von Warburg Research sehen den fairen Wert der GK-Aktie bei 50 Euro.

DER AKTIONÄR sprach mit GK-Gründer und Vorstandschef Rainer Gläß über die Bedeutung des US-Markts, die Zusammenarbeit mit SAP und die Unzufriedenheit auf Aktionärsseite.


DER AKTIONÄR: Herr Gläß, GK Software hat kürzlich gemeldet, dass Sie ein Unternehmen in den USA übernehmen. Welches Ziel hat die Akquisition und wie wird ihnen das helfen, in Nordamerika die Internationalisierung weiter voranzutreiben?

Rainer Gläß: Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass unsere Lösungswelt auch im größten Einzelhandelsmarkt der Welt wettbewerbsfähig ist. Gemeinsam mit der Vertriebskraft von SAP, die unsere Lösungen in diesem Markt seit über einem Jahr aktiv vertreibt, konnten wir die Sichtbarkeit von GK Software deutlich verstärken und bereits die ersten Projekte in Nordamerika gewinnen. Mit der Akquisition des Retail-Segmentes der DBS Inc. zeigen wir potenziellen Kunden in diesem Markt, dass wir auch über eine erfahrene und ausreichend große Mannschaft zur Umsetzung von Projekten vor Ort verfügen. Wir verstärken uns damit vor allem in zwei Richtungen: Zum einen im Bereich Projektimplementierung und zum anderen erweitern wir unseren Marktzugang, da DBS seit vielen Jahren über intensive Kundenbeziehungen im Retail-Sektor verfügt. Unter dem Strich erwarten wir uns von der Übernahme eine deutliche Beschleunigung des Wachstums in Nordamerika.

Die DBS verfügt auch über eigene Softwarelösungen für Retail-Unternehmen. Inwieweit ergänzen diese ihre Lösungswelt?

Die DBS-Lösungen sind komplementär zu unserem bestehenden Angebot. DBS hat seit vielen Jahren die Filiallösung von Triversity, die später von SAP übernommen wurden, bei amerikanischen Kunden eingeführt. In diesem Rahmen wurden spezielle Lösungsmodule zur Ergänzung dieses Angebotes entwickelt. Für uns von besonderem Interesse ist vor allem das Modul zur Anbindung amerikanischer EFT-Betreiber – EFT steht dabei für Electronic Fund Transfer und bedeutet die Bezahlung mit Debit- oder Kreditkarten. Diese Lösung lässt sich einfach an unsere Filiallösung anbinden und wird Aufwand und Zeit bei der Umsetzung von Projekten verringern. Die von DBS entwickelten Lösungen sind daher keine Wettbewerbsprodukte, sondern erweitern unser Angebot sehr gut.

Ende des vergangenen Jahres konnten Sie ein weiteres Projekt in den USA und Kanada gewinnen. Im Rahmen dieses Projekts werden Sie in den Filialen eines nordamerikanischen Fachhändlers rund 500 Systeme mit der von der GK Software entwickelten und von SAP vertriebenen Kassensoftware SAP Point-of-Sale by GK ausstatten. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für GK?

Wie bereits angesprochen, ist der nordamerikanische Markt für unser zukünftiges Wachstum von großer Bedeutung – aus diesem Grund bewegen wir uns auch mit großen Schritten nach Nordamerika. Um die Dimension dieses Marktes zu verdeutlichen, muss man sich nur vor Augen halten, dass dort allein im Weihnachtsgeschäft ein Umsatz erzielt wird, der dem gesamten Einzelhandelsumsatz in Deutschland entspricht. Und Deutschland ist der größte Einzelhandelsmarkt in Europa! Mit diesem Projekt schaffen wir daher eine weitere wichtige Referenz für unsere Lösungen und zeigen, dass wir auch in Nordamerika gemeinsam mit SAP erfolgreich verkaufen können. Im Einzelhandel ist es wie in jedem anderem Business – nichts überzeugt potenzielle Kunden nachhaltiger als gute Referenzen. Daher ist die Signalwirkung dieses Projektes von hoher Bedeutung. Im Gesamtzusammenhang mit den anderen Projekten, die wir bereits in Nordamerika gewinnen konnten – vor allem natürlich bei Loblaw, einem der größten Einzelhändler der Welt – schaffen wir uns damit eine immer stärkere Referenzbasis, bauen Vertrauen auf und zeigen unsere Umsetzungsstärke in Projekten. Diese war auch ein ganz wesentlicher Faktor für unsere Erfolge in Europa.

Welche Erwartungen haben Sie an den US-Markt mittelfristig?

Das Wachstum von GK Software ist davon abhängig, dass wir jedes Jahr einen oder mehrere bedeutende Projekte mit den entsprechenden Lizenzumsätzen gewinnen. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass der Markt im deutschsprachigen Raum dafür nur begrenzte Kapazitäten hat. Wenn dann noch Unsicherheiten bei den Entscheidern durch die Herausforderungen im Bereich Omni-Channel-Retailing hinzu kommen und Projekte deshalb geschoben werden, werden wir bei der Erreichung unserer Wachstumsziele gebremst. Im nordamerikanischen Markt ist die Anzahl der großen und mittleren Projekte deutlich höher, so dass wir hier einen wichtigen Markt für unser zukünftiges Wachstum sehen. Wir konnten in den letzten zwei Jahren die ersten drei Projekte hier gewinnen. Ich bin aber der Überzeugung, dass wir unsere Schlagrate in den kommenden Jahren auch durch die intensivierte Zusammenarbeit mit SAP und die US-Akquisition deutlich erhöhen können.

Im vergangenen Jahr konnten Sie in Südafrika auch das erste Projekt gewinnen, in dem die alte SAP POS-Lösung auf SAP Point-of-Sale by GK migriert wird. Welche Vorteile bringt dies dem Kunden? Ist Ihre Zusammenarbeit mit SAP damit auf einer neuen Stufe angekommen?

Die Filiallösung, und hier nicht nur die Kasse, gehört im Handel zu den absolut geschäftskritischen IT-Bausteinen. Am Point-of-Sale entscheiden sich Erfolg oder Misserfolg eines Retailers. In Folge dessen sind diese Lösungen viele Jahre im Einsatz und werden nur nach reiflichen Überlegungen ausgetauscht. Für die Kunden der alten SAP POS Lösung ist es daher ein großer Vorteil, wenn ihnen ein klar definierter Migrationsweg in die neue Welt aufgezeigt wird. Darüber hinaus bieten ihnen SAP Point-of-Sale by GK und die anderen GK-Lösungen im SAP-Portfolio völlig neue Möglichkeiten, um das Filialbusiness effizienter und kostengünstig zu organisieren. Mit der Akquisition des Retail-Segmentes von DBS kommt noch als weiterer Aspekt hinzu, dass wir qualifizierte Mitarbeiter dazu gewinnen, die sowohl die alte als auch die neue Welt und was besonders wichtig ist, die Kunden und ihre Prozesse bereits sehr genau kennen.

Grundsätzlich war das Jahr 2014 von der Internationalisierung geprägt. GK hat in Südafrika und Nordamerika fünf neue Kunden gewonnen. Wie zufrieden sind Sie mit den Erfolgen im Ausland und welche weiteren Märkte haben Sie 2015 im Visier?

Natürlich haben wir uns sehr gefreut, diese Projekte gewinnen zu können. Sie zeigen, dass wir international wettbewerbsfähig sind und mit SAP in Regionen Erfolge erzielen können, in die wir allein viel schwieriger vorstoßen könnten. Der südafrikanische Markt ist z. B. sehr eng mit den großen und entwickelten Retail-Märkten verknüpft und strahlt in diese zurück. Unsere wichtigsten Zielmärkte für 2015 bleiben Europa und Nordamerika, da sie gegenwärtig für uns das größte Potenzial haben. Es gibt jedoch auch Opportunitäten in anderen Regionen, wie Südamerika oder dem Nahen Osten, die wir gemeinsam mit SAP bearbeiten.

Werten Sie die jüngsten Vertriebserfolge in Südafrika und den USA auch als Beweis dafür, dass die Zusammenarbeit mit SAP nun die erwarteten Früchte trägt? Haben sich Ihre Erwartungen an die Kooperation bisher erfüllt?

Nicht erst diese Erfolge zeigen, dass die strategische Entscheidung für die Zusammenarbeit mit SAP richtig war. Wir haben seit 2009 gemeinsam 17 Projekte – darunter einige sehr große – gewonnen, sind in neue Regionen vorgestoßen und haben uns als einer der wichtigsten Player in unserem Markt weltweit etabliert. Meine Erwartungen haben sich daher mehr als erfüllt. Dennoch glaube ich, dass wir immer noch am Anfang der Entwicklung stehen, da das gemeinsame Potenzial im internationalen Bereich gewaltig ist. Mit unserem seit vergangenem Jahr fest etablierten Partner-Eco-System sind wir darauf vorbereitet, hier weiter erfolgreich voranzuschreiten.

Wie bewerten Sie die Situation im Heimatmarkt bzw. in Europa generell? Sehen Sie hier noch größeres Wachstumspotenzial für GK oder fokussieren Sie sich im Neugeschäft nun eher auf andere Kontinente?

Ungeachtet der Bedeutung von Nordamerika für unsere Wachstumsstrategie bin ich davon überzeugt, dass gerade unsere Heimatmärkte in Europa in den kommenden Jahren wieder deutlich mehr zu unserem Wachstum beitragen werden. Wenn man wie ich seit über 20 Jahren in diesem Umfeld aktiv ist, weiß man, dass es nie einen kontinuierlichen Fluss an neuen Projekten gibt. Einigen schwächeren Jahren folgen immer wieder stärkere. Die Anzeichen mehren sich, dass letzteres jetzt wieder der Fall sein wird. Das Bild rund um die Anforderungen an Omni-Channel-Retailing wird immer schärfer und in der Folge werden länger hinausgezögerte Investitionsentscheidungen fallen. Der europäische Markt bleibt daher auch zukünftig für uns von hoher Bedeutung.

Blicken wir auf Ihre Produktpipeline: GK gilt in seinem Bereich als technologisch führend. Mit welchen technologischen Neuerungen wollen Sie Ihren Wettbewerbsvorsprung in den nächsten Jahren halten?

Wir haben bei GK Software immer den Anspruch gehabt, technologisch und funktional führend zu sein. Wenn man in unserem Business seine Lösungen nicht permanent weiterentwickelt und zum Teil auch neu erfindet, verliert man schnell den Anschluss. Vor wenigen Wochen haben wir daher auf den Leitmessen in New York und Düsseldorf neue Ausprägungen unserer Lösungswelt gezeigt, die diesem Anspruch gerecht werden. Dabei stand natürlich das Thema Omni-Channel im Vordergrund. Wir sind davon überzeugt, dass es zukünftig durchgängige Lösungen geben wird, die der Filiale, dem Webshop oder dem mobilen Gerät wichtige Prozesse als Services zur Verfügung stellen. Damit wird Komplexität reduziert und Redundanz verhindert. Solche Services bieten wir bereits jetzt an und haben sie auch schon produktiv im Einsatz.

Welche Rolle spielt das Thema Cloud in Ihrem Produktportfolio?

Das Thema Cloud gewinnt auch in unserem Produktumfeld zunehmend an Bedeutung. Auf absehbare Zeit wird es im Handel sicher um die Private Cloud gehen, für die wir bereits jetzt die entsprechenden Lösungen haben. Da wo es möglich ist, werden Businesslogik und Datenbanken aus den Filialen weitgehend in die Cloud wandern, in der sie kostengünstiger und sicherer zu betreiben sind. Wir haben die entsprechenden Antworten und sind überzeugt, hier vor dem Wettbewerb positioniert zu sein.

Kommen wir abschließend auf die GK-Aktie zu sprechen: Von der anfänglichen Euphorie nach dem Einstieg der SAP ist nichts mehr zu spüren, im vergangenen Jahr büßte die GK-Aktie rund 30 Prozent an Wert ein. Können Sie die Unzufriedenheit auf Investorenseite verstehen?

Wir sind uns bewusst, dass der Nachrichtenstrom in 2014 schwächer ausgefallen ist, als wir es uns gewünscht hätten. Das wirkt sich erfahrungsgemäß selten positiv auf den Aktienkurs aus. Dennoch haben wir einen sehr stabilen Stamm von institutionellen Investoren, der uns zum Teil seit vielen Jahren begleitet und uns nicht als kurzfristiges Investment sieht. Die Unzufriedenheit von Investoren kann ich gerade als Aktionär natürlich verstehen. Ich glaube jedoch mehr denn je an ein nachhaltiges und profitables Wachstum der GK Software. Gerade mit dem Blick auf 2015 sehe ich uns hier auf einem sehr guten Weg.

Herr Gläß, vielen Dank für das Interview.

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