Friedrich Vorwerk kommt operativ nicht wirklich zurück in die Spur. Der Energie-Infrastruktur-Profi kann im ersten Halbjahr 2023 zwar beim Umsatz zulegen und die Orderbücher weiter füllen. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr muss jedoch erneut gesenkt werden. Die Anleger reagieren entsprechend verschnupft.
Egal ob Elektrizität, LNG oder Wasserstoff: Bei fast allen wichtigen Projekten zum Ausbau der Infrastruktur für die erneuerbaren Energien ist Friedrich Vorwerk mit im Boot. Die Gesellschaft deckt die gesamte Breite an Dienstleistungen für derartige Megaprojekte ab.
Der Umsatz wurde daher im ersten Halbjahr 2023 um 16 Prozent auf 165,6 Millionen Euro gesteigert. Treiber waren neben den Fernwärme-Großprojekten in Hamburg und Bremen auch die Anschlussleitungen für die LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven.
Der Auftragseingang stieg um mehr als 25 Prozent auf 315,3 Millionen Euro, wodurch sich der Auftragsbestand zur Jahresmitte auf 467,1 Millionen Euro erhöhte. Zum Jahresende rechnet das Management erneut mit einem Rekordauftragsbestand.
ABER: Zum Halbjahr liegen sowohl das EBITDA mit 13,6 Millionen Euro und 8,2 Prozent Marge, als auch das bereinigte EBIT mit 4,9 Millionen Euro und 2,9 Prozent Marge signifikant unter den entsprechenden Vorjahreswerten.
Die Gründe liegen neben dem vorhergesehenen Kostendruck bei Material und Personal, der insbesondere auf Altprojekten lastet, zudem in den Nachlaufarbeiten der LNG-Anschlussleitung Wilhelmshaven sowie in Verzögerungen bei der LNG-Anschlussleitung Brunsbüttel.
„Kurz nach Projektstart haben sich bei Letzterem Terminverschiebungen und signifikante Auftragsänderungen ergeben, über deren Übernahme mit dem Kunden trotz der Dringlichkeit des Vorhabens bisher keine Einigung erzielt werden konnte“, heißt es dazu aus der Firmenzentrale. „Aufgrund der aktuell hohen Unsicherheit können zusätzliche Kostenbelastungen im Zusammenhang mit diesem Großprojekt im weiteren Jahresverlauf nicht ausgeschlossen werden.“
Vor diesem Hintergrund erwartet der Vorstand für das Gesamtjahr 2023 zwar einen höheren Umsatz von über 330 Millionen Euro (bisher: 300 Millionen Euro), reduziert jedoch gleichzeitig die Profitabilitätsprognose auf eine EBITDA-Marge von acht bis elf Prozent. Bisher wurde hier eine Marge auf dem Niveau des Vorjahres erwartet.
Auftragseingang und Umsatz passen bei dem Spezialisten für Energie-Infrastruktur, der erst 2021 an die Börse gekommen ist. Kein Wunder: Die Gesellschaft agiert mit ihren Dienstleistungen am Puls der Zeit. Doch das Warten auf eine (deutliche und nachhaltige) Verbesserung der Profitabilität geht weiter. Solange der Vorstand keine verlässliche Gewinnprognose veröffentlichen kann, wird das Vertrauen der Anleger nicht zurückkommen – und die Aktie weiter im Bereich um zehn Euro seitwärts tendieren. Anleger warten hier eindeutige Signal an der Seitenlinie ab.