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Geht der Börse die Luft aus?

Geht der Börse die Luft aus?
Foto: Börsenmedien AG
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Jochen Kauper 23.02.2018 Jochen Kauper

Vor kurzem kamen Dow Jones, DAX & Co kräftig unter die Räder. Der US-Leitindex verbuchte den höchsten Tagesverlust in Punkten den es jemals gab. Insgesamt acht Prozent büßte die größte Börse der Welt innerhalb einer Woche ein. Ist die längste Hausse der Geschichte jetzt vorbei?
"Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, müssen wir erstmal die Frage beantworten, weshalb wir  solch eine lange Hausse erleben. Verursacht durch die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007/2008 erlebten wir die längste Niedrigzinsphase aller Zeiten. Staaten und Notenbanken schalteten in den Krisenmodus nach der Lehmann Pleite. Hauptsächlich retteten die Notenbanken unser westliches Wirtschaftssystem mit der Bereitstellung von Liquidität durch Anleiheaufkäufe und 0 Zins. So erwarb man im Grunde öffentliche und private Schulden. Die Altschulden haben damit die Notenbanken übernommen. Die Fed Bilanz stieg von 2008 mit 800 Mrd. auf 5 Bill. 2016 an. Auch die EZB und die Bank of Japan sind nicht viel besser dran", sagt Oliver Roth von OddoSeydler.

Notenbankgeld floß in Aktien

"Entlastet um die Altschulden konnten die Schuldner dadurch neue Schulden aufnehmen, welche investiert werden mussten und zur Erholung von Wirtschaft und Finanzmärkten führte. Besonders die Finanzmärkte profitierten von dem Billiggeld, denn da Banken Mitschuld und damit Teil der Krise sind und waren, wurden externe Kredite an die Wirtschaft nur spärlich vergeben. Das Notenbankgeld blieb so im Finanzkreislauf und wurde zunächst in Renten und später verstärkt in Aktien angelegt. Anleger folgten dem Trend. Und so entwickelte die Börse  ein Eigenleben, denn die Euro- und US Wirtschaft erholte sich, im Gegensatz zur Börse,  zunächst nur schleppend durch die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken. Doch in den letzten Jahren gewann die Wirtschaft an Fahrt und die Börsenkurse wuchsen sogar zweistellig", ergänzt Börsenexperte Roth.

Der Wirtschaftsmotor wird ins stottern kommen

"Doch von strukturellen Reformen in Arbeitsmarkt und Rentensystem in Europa, Japan und den USA ist, trotz aller Versprechen der Politik, nichts in Sicht. Das bedeutet schlicht, dass die Erholung von Börse und Wirtschaft letztlich auf dem Niedrigzins basiert. Seit geraumer Zeit zieht die US Notenbank die Zinsschraube an. Auch in Europa diskutiert man dem Krisenmodus zu entsagen. Noch ist sich die EZB nicht einig zu diesem Thema. Zu unklar sind die Prognosen über die Parameter Arbeitsmarkt, Inflation und Wachstum. Doch alleine die Diskussionen über steigende kurze Zinsen lassen die langen Zinsen steigen.
Der Wirtschaftsmotor wird bei steigenden Zinsen zwar ins Stottern geraten, aber das würgt ihn nicht sofort ab. Anders die Reaktion an der Börse. Dort können die Anleger ihr Kapital stündlich abziehen, wenn Gefahr im Verzug ist. Der Gedanke macht Investoren nervös. Wie sich sowas auswirkt, haben wir vergangenen Montag erleben dürfen. Das war kein Crash, aber erste und deutliche Anzeichen, dass Investoren mit steigenden Zinsen in Europa und den USA rechnen und die Nervosität steigt. Denn keiner will beim Ausstieg aus dem Markt der letzter sein.
Ein Crash bedarf gewisser Bedingungen. Eine vorausgegangene Hausse, eine Blasenbildung unterstützt durch niedrige Zinsen und eine gesteigerte Nervosität der Anleger durch veränderte Rahmenbedingungen. Die Zinsen steigen, Rohstoffe werden teurer und Umschichtungen aus Aktiendepots werden damit wahrscheinlicher.  
Der Crash ist zeitlich nicht vorauszusagen. Aber die Bedingungen für einen Crash werden mit steigenden Zinsen mehr und mehr erfüllt", lautet das Fazit von Oliver Roth.

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