Der US-Kongress hat sich klar für verschärfte Russland-Sanktionen ausgesprochen. Stimmen noch der Senat und Präsident Trump zu, wird Gazproms Prestigeprojekt Nord Stream 2 stark gefährdet, da dadurch den westlichen Partnern für die Pipeline Strafen drohen. Doch in zumindest einem Punkt könnte dies für Gazprom sogar vorteilhaft sein.
So hat die US-Ratingagentur Fitch erklärt, dass ein Verzicht auf den Bau der zweiten Ostseepipeline für Gazprom kein Beinbruch wäre. Fitch-Abteilungsleiter Dimitri Marintschenko betonte: „Es ist paradox, aber eine Aufgabe der Pipelineprojekte könnte sich mäßig positiv auf die Finanzen des Unternehmens auswirken.“ Denn durch die geringeren Investitionen müsste Gazprom die Verbindlichkeiten nicht noch weiter erhöhen. Bereits Turkish Stream sowie vor allem die strategisch wichtigste Pipeline nach China sorgen für ein weiteres Absinken der Eigenkapitalquote, könnten die Bonität des Energieriesen verschlechtern und somit die Refinanzierungskosten erhöhen.
Ruhe bewahren
Da in der Gazprom-Aktie ohnehin nur Anleger mit einem starken Nervenkostüm investiert sein sollten, dürfte sie das ewige Hickhack um Nord Stream 2 nicht weiter belasten. Zumal der Bau dieser zweiten direkten Verbindung von Russland nach Deutschland zwar strategisch betrachtet durchaus sinnvoll ist, aber keinesfalls überlebensnotwendig für Gazprom. Wichtiger ist der Markteintritt in den stark wachsenden asiatischen Markt ab 2019. Konservative Anleger sollten indes weiterhin an der Seitenlinie verharren.