Nachdem es zuvor über ein Jahrzehnt gedauert hat, bis sich Russland und China endlich auf einen Gasliefervertrag einigen konnten, macht der Energieriese Gazprom jetzt Tempo. Wie die russische Zeitung Vedomosti unter Berufung auf Insider berichtet, soll bereits Anfang Juli der Startschuss für den Bau der sibirischen Pipeline fallen. In spätestens fünf Jahren soll Gazprom China dann mit jährlich mindestens 38 Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr versorgen.
Die Kosten des Pipelinebaus sowie die Erschließung der Erdgasvorkommen im Osten Russlands dürften sich insgesamt auf satte 55 Milliarden Dollar belaufen. Obwohl Gazprom hochprofitabel ist, will der Konzern eine allzu hohe Kreditaufnahme vermeiden. Schließlich ist zuletzt bereits der Risikoaufschlag für russische Staatsanleihen im Zuge der Krim-Krise deutlich in die Höhe gegangen. Auch Gazprom müsste Investoren nun sicherlich einen wesentlich höheren Zinssatz bieten als etwa noch vor einem Jahr. Daher werden derzeit sämtliche Möglichkeiten ausgelotet. Voraussichtlich wird Gazprom von China einen Vorschuss von 25 Milliarden Dollar erhalten. Um den Schuldenstand nicht zu stark zu erhöhen, sei auch eine Kapitalerhöhung möglich.
Will Putin aufstocken?
Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte in diesem Zusammenhang bereits angekündigt, dass er das Staatskapital nicht mehr nur fast ausschließlich in die Aufstockung der Gold- und Devisenreserven stecken wolle. Eine Erhöhung des Anteils (aktuell 50 Prozent plus eine Aktie) am größten und mit einem Jahresgewinn von zuletzt knapp 30 Milliarden Dollar auch dem profitabelsten Unternehmen des Landes, ist daher nicht auszuschließen.
Es bleibt spannend
Eine Kapitalerhöhung wäre natürlich eher negativ zu werten. Allerdings ist längst noch nicht klar, ob es auch tatsächlich dazu kommen wird. Zudem ist die Aktie von Gazprom mit einem KGV von 3 und einem KBV von 0,3 derzeit so günstig bewertet, dass auch dieses Risiko mehr als eingepreist sein sollte. Die Papiere bleiben für Mutige weiterhin ein klarer Kauf (Stopp: 4,40 Euro).