Es bleibt weiterhin spannend um die Frage, ob der russische Erdgasriese Gazprom die zweite Ostseepipeline Nord Stream 2 planmäßig, also bis Ende 2019, fertig stellen kann. US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich opponiert massiv gegen das Projekt. Doch welche Möglichkeiten hat er, den Bau zu stoppen?
Druck auf Dänemark
Nachdem sämtliche Versuche gescheitert sind, die deutsche Regierung umzustimmen, konzentriert sich der „diplomatische Druck“ nun auf Dänemark. Das Land könnte verhindern, dass die zweite Ostseepipeline an der dänischen Insel nicht quasi neben die bereits seit 2011 bestehende Nord Stream 1 gelegt wird. Dann müsste ein Umweg gewählt werden, der wirtschaftlich und auch ökologisch natürlich Nachteile hätte. Aber letztlich würde Dänemark den Bau wohl kaum verhindern.
Sanktionen gegen die Partner
Ein größeres Problem würde hingegen die Sanktionierung von westlichen Firmen, die am Projekt beteiligt sind, darstellen. Doch für den Fall, dass sich die BASF-Tochter Wintershall, Engie, Uniper, Shell und OMV aus Angst davor zurückziehen würden, hat Gazprom bereits erklärt, die Investitionen eben alleine zu stemmen. Dies wäre für den Erdgasriesen zwar nicht gerade leicht zu realisieren, aber definitiv möglich.
Knicken die Politiker ein?
Angela Merkel hat vor dem EU-Parlament erneut ihre Sichtweise in dieser Frage erläutert: "Wenn wir aus der Kohle aussteigen wollen, werden wir für eine Brückenzeit mehr Gas benutzen müssen. Das bedeutet, dass dieser Gas-Import auch diversifiziert sein soll. Da werden wir Russland als Quelle nicht ausschließen. (…) Europa wird sich nicht unabhängig machen können vom russischen Gas." Auch die meisten involvierten EU-Staaten sind für den Bau der zweiten Pipeline (von der bereits 200 Kilometer verlegt worden sind). Spannend würde es nur werden, sollte es letztlich auf eine Art Kuhhandel zwischen den USA und der EU hinauslaufen, bei dem mögliche Zölle für deutsche oder französische Autos gegen mögliche LNG-Importe ausgespielt werden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist allerdings – zumindest Stand jetzt – eher gering.
China-Pipeline ohnehin wichtiger
Bei all den Streitigkeiten um Nord Stream 2 sollten Anleger nicht vergessen, dass das für Gazprom aus strategischer Sicht die China-Pipeline das wichtigste Projekt ist. Denn damit erschließt sich der Energieriesen einen neuen stark wachsenden Markt. Die enorm günstig bewertete Aktie wird weiterhin ein Spielball der Politik und der Ölpreise bleiben und ist daher nur für mutige Anleger geeignet. Diese können dabei bleiben, der Stopp sollte bei 3,50 Euro belassen werden.