Für die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 ist mit mehr als anderthalbjähriger Verzögerung das letzte Rohr verschweißt worden. Es werde zunächst in deutschen Gewässern auf den Meeresboden herabgelassen, teilte die Nord Stream 2 AG, das Tochterunternehmen von Gazprom, am Montag mit. Danach soll es über Wasser mit dem von der deutschen Küste kommenden Abschnitt verschweißt werden.
Betriebsbereit ist die Pipeline damit aber nicht. Danach stehen laut Nord Stream 2 etwa noch Dichtigkeitsprüfungen und weitere Schweißarbeiten an Land aus. Erwartet wird, dass der russische Gasmonopolist Gazprom
Die Bauarbeiten für Nord Stream 2 hatten 2018 begonnen. Die Leitung soll künftig 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland durch die Ostsee nach Deutschland liefern. Damit können nach Angaben der Betreibergesellschaft 26 Millionen Haushalte versorgt werden. Die Baukosten der 1.230 Kilometer langen Pipeline, die zwei Stränge hat, werden mit mehr als zehn Milliarden Euro angegeben. Die Leitung war je zur Hälfte vom russischen Energieriesen Gazprom und den fünf europäischen Unternehmen OMV
Der Gastransport hängt unter anderem von der Erlaubnis der deutschen Behörden ab. Noch in diesem Jahr will Gazprom 5,6 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Leitung pumpen, wie das Unternehmen unlängst mitgeteilt hatte. Doch das Projekt ist umstritten. Die US-Regierung kritisiert, Europa mache sich dadurch bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig. Eine deutsch-amerikanische Vereinbarung sieht vor, dass Russland mit Sanktionen belegt wird, sollte die Pipeline als geopolitische "Waffe" genutzt werden.
Nicht nur die Pipeline kommt voran, auch die Aktie von Gazprom gibt kräftig Gas. Die massive charttechnische Hürde am 2019er-Mehrjahreshoch bei 7,67 Euro ist jetzt um Greifen nahe. Anleger lassen die Gewinne bei der noch immer günstig bewerteten Aktie weiter laufen. Ein Stopp bei 5,50 Euro sichert nach unten ab.
(Mit Material von dpa-AFX)