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01.06.2014 Stefan Sommer

Gazprom: Die Hintergründe des Gaskonflikts

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Der Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine spitzt sich immer weiter zu. Nun will die Ukraine im Streit um den Gaspreis notfalls Russland vor dem Schiedsgericht in Stockholm verklagen. Das kündigte Arsenij Jazenjuk bei einer Konferenz zur Energiesicherheit in Berlin an. "Wir werden doch nicht für 1.000 Kubikmeter 500 US-Dollar zahlen", betonte er. "Wir haben anerkannt, dass wir mit unseren Zahlungen in Rückstand sind." Aber auch hier müsse es erst Einigkeit über die Höhe der Rückstände geben. Worum geht es beim Gas-Streit konkret?

Russland wirft den Ukrainern vor, mehr als 10 Milliarden Kubikmeter russisches Gas gebunkert zu haben - ohne Bezahlung. Auf 3,5 Milliarden US-Dollar bezifferte Moskau bislang die Schulden. Am Mittwoch legte Gazprom-Chef Alexej Miller nach - durch Lieferungen im Mai steige die Schuld auf 5,2 Milliarden US-Dollar (3,82 Milliarden Euro).

Kann Kiew überhaupt zahlen?

Das zerrissene Land steht kurz vor dem Staatsbankrott. Für die Schulden bei Gazprom würden letztlich indirekt die westlichen Partner aufkommen - Europa und der Internationale Währungsfonds (IWF). Sie haben bereits Milliarden-Hilfen für die Ukraine beschlossen.

Ist eine Einigung möglich?

Die Lage ist kompliziert. Kiew will eine Paketlösung, die künftige Gaspreise und Altschulden regelt. Unter dem prorussischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch hatte der vom Kreml gesteuerte russische Gasmonopolist Gazprom der Ukraine einen Rabattpreis von am Ende 268 Dollar je 1.000 Kubikmeter gewährt. Nun pocht Moskau nach dem Machtwechsel in Kiew wieder auf die vertraglich vereinbarten 485 Dollar. Beim jüngsten Gas-Deal zwischen China und Russland soll der Preis bei 350 Dollar liegen.

Warum muss jetzt alles schnell gehen?

Ein Kompromissvorschlag von EU-Energiekommissar Günther Oettinger sieht vor, dass die Ukraine bis Donnerstag eine Anzahlung von zwei Milliarden US-Dollar an Gazprom überweist. Am Freitag soll bei einem Krisengipfel mit den Energieministern beider Länder in Berlin um die Gaspreise für April und Mai sowie ab Juni gefeilscht werden. Ohne Einigung will Gazprom Anfang der Woche nur noch gegen Vorkasse liefern, das wäre praktisch ein Lieferstopp.

Was geht das Deutschland an?

Die Hälfte der russischen Gasexporte nach Europa wird über Leitungen (Pipelines) durch die Ukraine abgewickelt. 2013 kamen über 38 Prozent der deutschen Gasimporte aus Russland. EU-weit liegt der Anteil bei 30 Prozent, die Baltenstaaten, Finnland, Slowakei und Bulgarien kommen auf bis zu 100 Prozent.

Bleibt bei Lieferausfällen der Gasherd kalt?

Nein. Deutschland hat 51 Gasspeicher, die nach dem milden Winter zu 70 Prozent voll sind. Das dürfte einige Monate reichen. Zudem fließt russisches Gas ungehindert durch die Ostsee-Pipeline nach Deutschland - die Nord-Stream-Leitung wurde gebaut, um Transitländer wie die Ukraine zu umgehen.

Wie reagieren Europas Politiker?

Bis zum Winter will die EU-Kommission in einem Stresstest die Anfälligkeit der europäischen Gasversorgung untersuchen. Vorgesehen sind Notfallpläne für alle 28 EU-Staaten und mehr Speicher. Die G7-Industrieländer wollen auch mit neuen Pipelines, Schiefergas-Förderung (Fracking) und Flüssiggas aus Katar oder den USA unabhängiger von Putins Gas werden.

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Chance für mutige Anleger
Die Aktie von Gazprom ist enorm günstig bewertet. Ein Neueinstieg bietet sich allerdings nur für mutige Anleger an. Der Stoppkurs sollte für das in Wertpapier bei 4,40 Euro platziert werden. Bessert sich die Lage rund um die Ukraine, sind langfristig Kurse von 7,50 Euro durchaus realistisch.


(Mit Material von dpa-AFX)

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