Die EU-Kommission will ihr Wettbewerbsverfahren gegen Gazprom vorantreiben. Dem Unternehmen sollen offenbar morgen schon die offiziellen Beschwerdepunkte zugeschickt werden. Die obersten Wettbewerbshüter Europas haben den Giganten unter anderem im Verdacht, den Transport von Gas in osteuropäische Staaten und somit den Wettbewerb behindert zu haben.
Die EU-Kommission untersucht seit September 2012 die Geschäftspraktiken von Gazprom. In Gesprächen hatte der russische Konzern Zugeständnisse angeboten, die der EU-Kommission aber nicht ausreichten. Die Verhandlungen seien seit der Ukraine-Krise unterbrochen, hieß es. Im Februar hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" weitere Schritte angekündigt: "Ich denke, wir können den Fall in einer hoffentlich relativ kurzen Zeitspanne voranbringen." Vestager hatte betont, die Gazprom-Prüfung sei kein politischer Fall.
Hohe Strafe möglich
Falls die Behörde die Vorwürfe in einem Verfahren wegen Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung als bewiesen ansieht, drohen Gazprom Strafen von bis zu 10,0 Prozent eines Jahresumsatzes. Für das laufende Jahr dürfte der weltgrößte Gasproduzent Erlöse von mehr als 100 Milliarden Dollar erwirtschaften, womit ein maximales Strafmaß von fast elf Milliarden Dollar möglich wäre. Üblicherweise wird dieser Rahmen jedoch nicht ausgeschöpft. Für Anleger besteht daher kein Grund zur Panik.
Nichts für schwache Nerven
Es bleibt dabei: Die Papiere von Gazprom eignen sich weiterhin nur für mutige Anleger mit einem langen Atem. Diese sollten bei der mit einem KGV von 4 und einem KBV von 0,3 sehr günstig bewerteten Aktie den Stopp auf 4,10 Euro nachziehen.
(Mit Material von dpa-AFX)