Über viele Jahre hinweg war Deutschland der wichtigste Absatzmarkt für Gazprom. Dies wird auch noch einige Jahre so bleiben. Gegen Ende des Jahrzehnts wird aber China zum größten Importeur von russischem Erdgas werden. Nachdem man sich im Frühjahr bereits auf einen 30-jährigen Liefervertrag geeinigt hatte, wurde nun am Wochenende nachgelegt. Laut dem Deal vom Mai soll Gazprom jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas an den Osten Chinas liefern. Nun sollen weitere 30 Milliarden Kubikmeter durch die geplante „Westroute“ ins Reich der Mitte fließen. Deutschland erhielt zuletzt knapp 40 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas.
Ein teures Projekt
Die höhere Liefermenge nach China verringert langfristig zwar die Abhängigkeit Gazproms von den westeuropäischen Märkten, allerdings werden hierfür weitere Investitionen in hoher zweistelliger Milliardenhöhe notwendig – und derzeit ist es für russische Unternehmen alles andere als leicht und vor allem günstig, sich frisches Kapital zu besorgen. Es ist also nicht sicher, ob dieses Prestigeobjekt nicht nur strategisch, sondern auch wirtschaftlich betrachtet sinnvoll ist.
Nichts für schwache Nerven
DER AKTIONÄR rät wegen der enorm günstigen Bewertung weiterhin zum Kauf der Gazprom-Aktie (Stopp: 4,70 Euro) – allerdings ausnahmslos für mutige Anleger mit einem langen Atem. Schließlich dürfen die politischen Spannungen mit dem Westen, die wirtschaftlichen Probleme Russlands sowie der hohe Finanzierungsbedarf nicht unterschätzt werden.