Die Bundesregierung hat mit einer Milliarden-Offerte versucht, die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu retten und den überparteilichen Widerstand in den USA durch indirekte Vergünstigungen zu überwinden, berichtet die Wochenzeitung ZEIT in einer Vorabmeldung.
Anfang August hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz seinem US-Amtskollegen Steven Mnuchin zunächst mündlich und später auch schriftlich den Vorschlag unterbreitet, Deutschland sei bereit, den Bau von zwei Spezialhäfen zum Import von amerikanischen Flüssiggas zu finanzieren. Dafür sollten die USA auf Sanktionen gegen Nord Stream 2 verzichten, so das Blatt weiter.
Dieser Plan sah die Bezuschussung der Ausbauarbeiten der Terminals in den Häfen Brunsbüttel und Wilhelmshaven vor. Von diesen Geldern könnten also US-Firmen profitieren, die amerikanisches Flüssiggas nach Deutschland exportieren.
Für das Milliardeninvestment in die Spezialhäfen fordert die Bundesregierung allerdings ein weitreichendes Entgegenkommen der US-Regierung. „Im Gegenzug werden die USA die ungehinderte Fertigstellung und den Betrieb von Nord Stream 2 erlauben“, heißt es in dem schriftlichen Vorschlag aus Berlin. „Die existierenden rechtlichen Möglichkeiten für Sanktionen werden nicht ausgeschöpft.“
In dem schriftlichen Vorschlag, der am 7. August nach Washington ging, verspricht die Bundesregierung, „die öffentliche Unterstützung für die Konstruktion“ der Terminals „massiv durch die Bereitstellung von bis zu 1 Milliarde Euro zu erhöhen“, so die Zeit. Würde eine Einigung zwischen dem Bund und den Amerikanern zustande kommen, dann könnte auch der Bau der Nord Stream 2 unter Gazproms Federführung abgeschlossen werden.
Am 24. und 25. September werden auch die EU-Staatschefs in Brüssel bei ihrem Gipfeltreffen über die Zukunft der Pipeline beraten.
Die Gazprom-Aktie reagiert am Donnerstag kaum auf die Nachricht über den Scholz-Versuch, eine schnelle politische Lösung des Konflikts zu erreichen. Doch befinden sich die Streitparteien auf dem richtigen Weg. Die mittel- bis langfristigen Aussichten für Gazprom sind nach wie vor intakt. Anleger sollten die spannende Dividendenperle unbedingt auf der Watchlist belassen, aber mit einem Einstieg angesichts des angeschlagenen Charts vorerst noch weiter abwarten.