Die Aktie des Gaskonzerns Gazprom gehört seit Wochen zu den Überfliegern an der Börse. Angesichts der steigenden Gaspreise ist das nicht verwunderlich. Jetzt kommt noch mehr Rückenwind für den Konzern. In die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 ist das erste Gas gefüllt worden. Heute habe die Befüllung des ersten Strangs begonnen, teilte die Nord Stream 2 AG mit.
Die Erstbefüllung sei notwendig, bevor der Gastransport beginnen könne. Zum geplanten Zeitpunkt der eigentlichen Inbetriebnahme machte die Nord Stream 2 AG keine Angaben. Experten rechnen damit, dass noch im Oktober Gas durch die neue Pipeline geliefert werden könnte. Noch in diesem Jahr will Gazprom 5,6 Milliarden Kubikmeter Gas durch Nord Stream 2 pumpen. Die Inbetriebnahme der Leitung, die von Russland durch die Ostsee nach Mecklenburg-Vorpommern verläuft, könne laut russischer Regierung zur Entspannung auf dem Gasmarkt in Europa beitragen.
Wie das Energieministerium Mecklenburg-Vorpommern am Montag mitteilte, liegen die notwendigen Unterlagen für die Inbetriebnahme der Pipeline vor. Zuletzt fehlten noch unabhängige Gutachten etwa zur Dichtigkeit. Auch die zuständige dänische Behörde teilte am Montag mit, die Voraussetzungen für den Betrieb eines Strangs seien erfüllt. Durch die 1230 Kilometer lange Pipeline, die zwei Stränge hat, sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden. Damit können nach Angaben der Betreibergesellschaft 26 Millionen Haushalte versorgt werden. Gazprom hatte vor mehr als drei Wochen mitgeteilt, dass die Pipeline fertiggestellt sei.
Vor allem der Widerstand der USA, die Sanktionen androhten und auch verhängten, verzögerte den Bau, der 2018 begonnen hatte und 2019 hätte beendet werden sollen. Die US-Regierung kritisiert, Europa mache sich durch die Pipeline bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig. Kritiker sehen die Gefahr, Russland könne die Pipeline für geopolitische Zwecke missbrauchen, weil es sich so unabhängiger von der Ukraine als wichtiges Transitland mache. Eine deutsch-amerikanische Vereinbarung sieht vor, dass Russland mit Sanktionen belegt wird, sollte die Pipeline als geopolitische "Waffe" genutzt werden. Moskau wies das zurück.
Die Pipeline wurde je zur Hälfte vom russischen Energieriesen Gazprom und den fünf Unternehmen OMV , Wintershall Dea, Engie , Uniper und Shell finanziert und hat die Investoren mehr als zehn Milliarden Euro gekostet.
The Trend is your friend. Auch wenn die Aktie von Gazprom kurzfristig überhitzt ist, so zeigt der Trend doch klar nach oben. Die Aktie hat mittlerweile den höchsten Stand seit 2012 erreicht und arbeitet charttechnisch daran, eine riesige Untertasse zu vollenden. Anleger bleiben an Bord und lassen die Gewinne laufen.
(mit Material von dpa-AFX)