Dass es mit der Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) wohl auch im jüngsten Anlauf nicht klappen wird, ist seit längerem bekannt. Schon bald dürfte die EU-Kommission das Vorhaben untersagen und damit endgültig beerdigen. In der Folge tritt der deutsche Börsenbetreiber nun auf die Kostenbremse.
Wegen hoher Aufwendungen für die inzwischen zum Scheitern verurteilte Fusion mit der LSE und einem enttäuschenden Start ins laufende Geschäftsjahr setzt die Deutsche Börse laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung den Rotstift an. Die Kosten sollten demnach kurzfristig in „mindestens zweistelliger Millionenhöhe“ gesenkt werden.
Bereits bei der Vorstandssitzung am vergangenen Dienstag habe Finanzvorstand Gregor Pottmeyer alle Konzernbereiche angewiesen, die Ausgaben zu senken. Bis auf weiteres gelte für fast alle Bereiche ein Einstellungsstopp, mehrere angedachte Projekte seien vom Vorstand aus Kostengründen abgelehnt worden.
Verbot eine Frage von Tagen
Am Mittwoch hatten die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, dass die EU-Kommission bereits in der kommenden Woche den geplanten Zusammenschluss der beiden Börsenbetreiber offiziell verbieten wird. Die LSE hatte sich Ende Februar geweigert, wie von den Wettbewerbshütern gefordert eine Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Handelsplattform MTS zu verkaufen.
Zuvor hatte sich die geplante Fusion jedoch mehr und mehr zum Politikum entwickelt und der Streit um den künftigen Hauptsitz des Gemeinschaftsunternehmens zugespitzt. Viele Beobachter sehen darin den wahren Grund, dass die LSE den Deal platzen ließ.
Gesamtbild bleibt positiv
Die Anleger reagieren am Freitag kaum auf die Meldung über die erforderlichen Kostensenkungen. Mit einem moderaten Minus notiert die Aktie im DAX-Mittelfeld. Ohnehin sieht DER AKTIONÄR die Deutsche Börse trotz der gescheiterten Fusion voll auf Kurs. Im Zuge der anstehenden Wahlen in Europa dürfte das Transaktionsvolumen steigen, zudem profitiert die Tochter Clearstream von steigenden Zinsen in den USA. Investierte Anleger bleiben dabei.