Der deutsche Leitindex DAX kommt nicht richtig vom Fleck. Belastungsfaktoren sind nach wie vor der Handeslskonflikt zwischen China und den USA, das Dauerthema Brexit sowie die aktuelle Konjunkturschwäche in China und die Kehrtwende der Europäischen Zentralbank EZB. DER AKTIONÄR sprach mit Folker Hellymer von Solvecon Invest über die aktuellen Situation an den Aktienmärkten (Teil 2).
DER AKTIONÄR: Herr Hellmeyer, die Exporte in der Volksrepublik China sind im Februar im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Handelt es sich hierbei um einen saisonalen Ausreißer, oder ist das der Beginn eines Abschwungs?
Folker Hellmeyer: Es handelt sich um eine Melange diverser Einflüsse. Im Zuge des Handelskonflikts wurden Aufträge vorgezogen, die Neujahrsfeiertage spielen eine Rolle, ebenso wie globale Verunsicherung. Sollte sich diese Tendenz drei Monate fortsetzen, bin ich bereit, das Thema Abschwung in China ernsthaft zu diskutieren. Derzeit ist es aus meiner Sichtweise heraus ein zufälliges Geräusch.
Chinas Regierung steuert mit Steuersenkungen und Infrastrukturprojekten gegen den Abschwung. Reichen die Maßnahmen Ihrer Meinung nach aus, um die Wirtschaft anzukurbeln?
Absolut, wenn sie alle Struktur- und Konjunkturmaßnahmen aufaddieren, liegt das Gesamtvolumen des Impulses bei mehr als 600 Mrd. USD versus 125 Mrd. USD Schaden für den Standort USA. „Food for thought!“
Wie lange dauert es, bis sich die Maßnahmen in der Realwirtschaft widerspiegeln?
Da der Maßnahmenkatalog heterogen ist, wird sich die Wirkung auch heterogen entfalten. Spürbar sollten diese Maßnahmen ab Mai 2019 werden.
Chinas BIP dürfte 2019 mit 6,0-6,3 Prozent wachsen. Noch immer sehr sportlich! Mit welchen Wachstumsraten müssen wir mittelfristig rechnen, was wird das „new normal“?
Das Wachstum in Prozent des BIP wird sich pro Jahr um 0,3% bis 0,5% verlangsamen müssen, um Überhitzungen zu vermeiden. Lassen Sie mich das an einem Beispiel deutlich machen. 6,2% Wachstum per 2019 entspräche per 2018 einer Expansion des BIP um 6,6%.
Welche Szenarien haben Sie für die Aktienmärkte im laufenden Jahr parat?
Ich bin für die aufstrebenden Länder sehr zuversichtlich, da die Bewertungsniveaus extrem attraktiv sind. Das Thema Europawahl nimmt europäischen Märkten temporär Phantasie. Dort sehe ich gutes Potential ab Juni des Jahres. In den USA sind die Bewertungen höher, aber für die Märkte Chinas und der USA wird sich der Handelsdeal überproportional positiv auswirken.
Welche Werte zählen zu ihren Favoriten?
Lassen sie mich geografisch antworten. Ich bin ob der Maßnahmen Chinas und der sehr günstigen Bewertung sehr positiv gestimmt. Russland macht sich immer besser und ist ultimativ billig bewertet. Europa ist gut und günstig. Die USA werden 2019 gleichfalls reüssieren.
Vielen Dank für das Interview!