WhatsApp verschiebt die Einführung seiner neuen Datenschutzregeln nach Kritik und einer Abwanderung von Nutzern um mehr als drei Monate. Die neue Datenschutzrichtlinie soll nun erst vom 15. Mai an gelten, wie WhatsApp in einem Blogeintrag am Wochenende ankündigte. WhatsApp wolle die Zeit nutzen, um falsche Informationen und Missverständnisse rund um das Update auszuräumen.
Laut WhatsApp geht es bei den Änderungen vor allem darum, bessere Möglichkeiten für Kommunikation mit Unternehmen zu schaffen. An der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmenden Nutzer, aber nicht einmal für WhatsApp selbst im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Es sei auch keine erweiterte Datenweiterleitung an Facebook vorgesehen. Außerhalb der EU fließen einige WhatsApp-Nutzerdaten an Facebook zu Werbezwecken oder zur Verbesserung von Produkten - allerdings bereits seit dem Jahr 2016.
Mark Zuckerberg stellte schon vor einiger Zeit den Plan vor, Facebook insgesamt verstärkt auf komplett verschlüsselte Kommunikation auszurichten. Auch sollen WhatsApp, der Facebook Messenger und die Chatfunktion von Instagram sich eine technische Plattform teilen. Aktuell fordern die US-Regierung und mehr als 40 Bundesstaaten eine Zerschlagung Facebooks mit einer Abspaltung von WhatsApp und Instagram. Eine gemeinsame technische Infrastruktur würde solche Vorhaben erschweren.
WhatsApp ist mit mehr als zwei Milliarden Nutzern der weltweit erfolgreichste Chatdienst gefolgt vom Facebook Messenger (1,3 Milliarden). WeChat aus China kommt auf 1,2 Milliarden Nutzer - vor allem dank der starken Position im abgeschotteten Heimatmarkt.
In den vergangenen Wochen hatten WhatsApp-Rivalen wie Telegram, Signal oder Threema einen starken Zulauf gemeldet - weil Nutzer WhatsApp nach der Ankündigung der neuen Datenschutz-Richtlinie verließen.
Die Änderung der WhatsApp-AGBs kommt nicht überraschend und entspricht dem langfristigen Plan von Facebook seine drei Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp zusammenzuführen und so ein gemeinsames Ökosystem mit positiven Synergieeffekten für Dienste und Nutzer zu schaffen.
Dass jetzt ein Teil der WhatsApp-Nutzer abgewandert ist, sollte Facebook operativ nicht zu sehr schaden. Zum einen ist WhatsApp noch gar nicht monetarisiert, zum anderen würden viele abwanderungswillige Nutzer früher oder später auch aus anderen Gründen der Plattform den Rücken kehren. Schließlich sei noch angemerkt, dass viele der jetzt abgewanderten Nutzer durchaus wieder zu WhatsApp zurückkehren könnten, wenn sie das Angebot der Konkurrenzdienste nicht überzeugen sollte.
Facebook bleibt ein Basisinvestment. Anleger an der Seitenlinie nutzen die Korrektur zum Neueinstieg.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Facebook.